- Traditionell prägen Literaturhäuser, Verlage, Bibliotheken und Festivals das literarische Leben – meist mit Fokus auf das gedruckte Buch. Gerade junge Autorinnen und Kuratoren erweitern jedoch das Spektrum um interdisziplinäre, mehrsprachige und performative Ansätze und bereichern so die Literaturlandschaft. Um diese neuen ästhetischen und sozialen Qualitäten zu stärken und mehr Menschen an Literatur heranzuführen, fördert die Kulturstiftung des Bundes von 2025 bis 2028 den Verein „Unabhängige Lesereihen“ mit dem Modellprojekt „Kontext – Literatur veranstalten“. Der Verein entwickelt seit Jahren Veranstaltungen für Literatur jenseits des Buchmarkts im deutschsprachigen Raum – von jungen Menschen für junge Menschen, oft mit bislang unbekannten Stimmen. „Kontext“ ermöglicht Experimente mit neuen Formaten: Zeitgenössische Literatur wird im Zusammenspiel mit Musik, Bildender und Performativer Kunst auf überraschende Weise inszeniert. Mal trifft Poesie auf elektronische Musik, mal wird mehrsprachige Literatur an ungewohnten Orten erlebbar, in Galerien, Gaststätten oder auf Marktplätzen abseits der Metropolen. Ein kuratorisches Team begleitet die Entwicklung der adaptierbaren Formate und vermittelt die Erfahrungen in die Literaturszene. Das Projekt wird mit 600.000 Euro gefördert.
- Rund zwanzig Jahre nach der EU-Osterweiterung – auch angesichts einer wachsenden Zahl osteuropäischer Künstlerinnen und Künstler im deutschen Exil – gibt es viel von den Kunstszenen der Region zu lernen. Sie zeichnen sich aus durch große künstlerische Ausdruckskraft und eine beeindruckende Widerständigkeit, selbst angesichts politischer Umbrüche oder Angriffen auf die Kunstfreiheit. Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt daher mit drei neuen Projekten und einer Förderung von rund 1,2 Millionen Euro die Sichtbarkeit zeitgenössischer bildender Kunst aus Mittel- und Osteuropa in Deutschland. Die Projekte stärken den kulturellen Austausch zwischen deutschen und osteuropäischen Institutionen und zielen auf ein tieferes gegenseitiges Verständnis.
- Die international renommierte Kyiv Biennale findet 2026 u. a. am Exil-Standort Berlin statt. Die Biennale hat sich als herausragendes Forum für zeitgenössische ukrainische Positionen etabliert und macht die Möglichkeiten künstlerischer Produktion, selbst unter Extrembedingungen, sichtbar. Die Ausstellung im kommenden Jahr reflektiert Berlin als Stadt der Diaspora und des Exils und untersucht, wie international geflüchtete Kulturschaffende die Metropole prägen und befragen. Dabei werden auch die post-sowjetischen Verflechtungen zwischen Kyiv und Berlin eine wesentliche Rolle spielen. In den Kunst-Werken Berlin werden 2026 etwa zwanzig künstlerische Neuproduktionen gezeigt.
- Ab Herbst 2026 startet das Ausstellungsvorhaben „Projektionen auf den Osten“ im Neuen Berliner Kunstverein und im Schinkel Pavillon in Berlin. Die Ausstellungen bringen mehr als zwanzig künstlerische Positionen, etwa aus Rumänien, der Republik Moldau, der Ukraine und Deutschland, zusammen, die kollektive, kulturell tradierte Vorstellungen des „Ostens“ kritisch untersuchen. Neben historischen Arbeiten im Schinkel Pavillon – die erste Einzelausstellung des fotografischen Werks von Helmar Lerski – zeigt der Neue Berliner Kunstverein zwölf Neuproduktionen und zeitgenössische Positionen. Ein internationales Symposium „Der kulturelle Osten“ und eine begleitende Publikation ergänzen das Projekt.
- Die Kulturstiftung des Bundes richtet zudem in Kooperation mit dem Goethe-Institut zwei kuratierte Recherchereisen nach Osteuropa für bis zu zwanzig deutsche Museumsleiterinnen, Kuratoren und Young Professionals aus, um konkrete Arbeitsbeziehungen aufzubauen, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen und Ausstellungsvorhaben zu entwickeln. Für die erste Reise 2026 stehen Fragen der Sammlungspolitik, der Öffnung in die Stadtgesellschaft und der Produktionsbedingungen für zeitgenössische Künste im Fokus.