Hinterland

Der geografische Begriff „Hinterland“ ist vielfältig konnotiert: Er beschreibt zum Beispiel ländliche Randgebiete großer Metropolen. Wer hier lebt, hat statistisch erwiesen ein geringeres Einkommen und ist oft schlechter ausgebildet. In der Militärgeografie definiert er das Gebiet hinter einer Kriegsfront. „Hinterland“ kann aber auch als mentaler Ausdruck einer Stimmungslage verstanden werden, die Teile der Gesellschaft erfasst hat und sich in Ängsten, Ohnmacht oder Wut äußert. Das interdisziplinäre Projekt der Wiesbaden Biennale 2018 holte das „Hinterland“ symbolisch ins Zentrum von Wiesbaden. Acht internationale Künstler/innen verschiedener Generationen entwickelten Interventionen im Stadtraum, die kollektive Empfindungen und Selbstbilder unserer Gesellschaft befragten. Neben dem schwedischen Installationskünstler Thomas Bo Nilsson, intervenierte beispielsweise auch der spanische Konzeptkünstler Santiago Sierra mit einer groß angelegten Arbeit im Wiesbadener Stadtraum. Sierra visualisiert die Ängste vor dem Fremden und macht die Kraft spürbar, die von dem Willen zur Abschottung ausgeht. Der amerikanische Fotograf Roger Ballen bespielte eine leerstehende Einkaufspassage und thematisierte die Angst vor sozialem Abstieg und Kontrollverlust. Und der libanesische Künstler Rabih Mroué beschwor in durch Vandalismus zerstörten Räumen die Illusion eines Bürgerkriegs herauf – eine Spiegelwelt zwischen Imagination und Manipulation.

Künstlerische Leitung: Maria Magdalena Ludewig & Martin Hammer
Fotograf: Roger Ballen (US)
Beteiligte Künstler/innen: Roger Ballen (US/SA), Katy Biard (UK), Samira Elagoz (FI), Vincent Glowinski (FR), Rabih Mroué (LB), Kim Noble (GB), Santiago Sierra (ES)

Weitere Termine:

Interventionen, Öffentlicher Raum, Wiesbaden & Rhein-Main-Region: 16.8.–2.9.2018;