Programm „Kunst & KI“ auf einen Blick
Mit ihrem Programm „Kunst & KI“ fördert die Kulturstiftung des Bundes die Entwicklung und Umsetzung von insgesamt elf Projekten, die sich künstlerisch mit KI-Technologien auseinandersetzen. Der antragsoffene Fonds richtet sich an gegenwartsorientierte Kulturinstitutionen und frei produzierende Künstlergruppen aller Sparten (nicht an Einzelkünstlerinnen und -künstler). Neben dem Fonds umfasst das Programm Werkstätten, Akademien und Präsentationen, in denen sie ihr Wissen mit Interessierten innerhalb und außerhalb des Programms teilen. Für das Programm stehen in den Jahren 2024 bis voraussichtlich 2028 bis zu 3,68 Mio. Euro zur Verfügung.
Fact-Box
- Programm
- Kunst & KI
- Laufzeit
- 2024 - 2028
- Fördersumme
- 3,68 Mio. Euro
- Geförderte Projekte
- 11
Was wird gefördert?
In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Boom an ganz oder teilweise KI-generierter Kunst. Nach dieser ersten Phase des breiten Experimentierens gilt es nun, das ästhetische Potenzial von KI-Technologien auszuloten, ihre gesellschaftlichen Auswirkungen künstlerisch zu reflektieren und ein fundiertes Wissen über sie aufzubauen. Mit ihrem Programm „Kunst & KI“ fördert die Kulturstiftung des Bundes die Entwicklung und Umsetzung von mindestens zehn Exzellenzprojekten.
Das Programm „Kunst & KI“ verknüpft zwei Ebenen: die Arbeit mit KI-Technologien einerseits und die Reflexion ihrer weitreichenden gesellschaftlichen Auswirkungen andererseits. Die geförderten Institutionen werden insbesondere ermutigt, sich intensiv mit gemeinwohlorientierter Technologieanwendung auseinanderzusetzen. Dazu gehören Open Source Lizenzen, ein geringer Ressourcenverbrauch und der verantwortungsvolle Umgang mit Daten. So sollen die künstlerischen Arbeiten aus den Projekten zu Beispielen für die zukünftige Auseinandersetzung mit KI-Technologie werden. Um dies zu ermöglichen, benötigen die kulturellen Einrichtungen künstlerische Expertise und beispielsweise auch technisches Know-how. Daher können sie die Vorhaben auch in Zusammenarbeit mit weiteren nationalen oder internationalen Kulturinstitutionen, Software-Entwicklerinnen oder freien Künstlergruppen realisieren.
Wer kann gefördert werden?
Die Förderung richtet sich an Kulturinstitutionen und frei produzierende Künstlergruppen, die diese erforderlichen Kompetenzen nachweisen können und sich neugierig sowie kritisch mit einer der zentralen Technologien unserer Zeit und ihren gesellschaftlichen Implikationen künstlerisch auseinandersetzen möchten. Die Fördersumme beträgt mindestens 100.000 Euro und bis zu 240.000 Euro je Vorhaben.
Die Geförderten
Die folgenden 11 Vorhaben wurden im Juni 2025 zur Förderung im Programm “Kunst & KI” ausgewählt.
Alphabete der Automatisierung
Beschreibung “Alphabete der Automatisierung. Literarisches Schreiben und KI-Literacy ”
Literarisches Schreiben und KI-Literacy
Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL) ist ein Literaturzentrum im ländlichen Raum, das unter anderem Projekte in den Bereichen Literatur, digitale Kultur und Technologie realisiert. Das neue Projekt „Alphabete der Automatisierung“ erforscht literarische Zugänge zu KI-Technologien und arbeitet dafür mit Autor*innen, Partnerinstitutionen wie dem Literarischen Colloquium Berlin (LCB) oder dem Verstehbahnhof in Fürstenberg/Havel und Studiengängen wie dem Deutschen Literaturinstitut Leipzig, dem Institut für Literarisches Schreiben der Universität Hildesheim und der Kunsthochschule für Medien Köln zusammen. Unter der künstlerischen Leitung von Jenni Bohn und konzeptioneller Mitwirkung des Lyrikers und Theoretikers Daniel Falb (CfL-Hauskünstler 2024/25), untersucht das Projekt einerseits, wie KI und große Sprachmodelle das literarische Schreiben und die Praxis von Autor*innen verändern. Andererseits sollen eigene Trainingsdatensätze entstehen und Prompting im Rahmen des Projektes als eine kritische Praxis vermittelt werden. Im literarischen Schreiben mit Autor*innen, Studierenden und der Öffentlichkeit soll in den Jahren 2026 und 2027 eine „KI Literacy“ (wörtlich: KI Lesefähigkeit) praktisch erprobt werden: Autor*innen erwerben in Workshops das Know-How zur Erstellung eigener Trainingsdatensätze. So bringen sie eigene und unterrepräsentierte Perspektiven in die entstehenden literarischen Bots ein. In Workshops treten die Teilnehmenden dann in Interaktion mit den entwickelten Bots, erkunden sie literarisch und realisieren gemeinsam neue Sprachexperimente und Texte. In Workshops mit Studierenden und Jugendlichen werden Sicherheitsbarrieren und Verständnisgrenzen großer Sprachmodelle sichtbar gemacht. Eine öffentliche Vortragsreihe begleitet das Projekt; die Ergebnisse werden schließlich für eine Publikation aufbereitet.
Echoes of the Unwritten
Beschreibung “Echoes of the Unwritten. KI, Erinnerung und radikale Subjektivität”
KI, Erinnerung und radikale Subjektivität
Das Jüdische Museum Frankfurt am Main und die Künstlerin Vanessa Amoah Opoku erproben in „Echoes of the Unwritten“ neue Formen des Erinnerns, der gesellschaftlichen Teilhabe und Emanzipation. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team aus Historiker*innen, Autor*innen und Stadtraumforscher*innen nutzen sie KI Technologien in diesem Prozess einerseits als poetisches Werkzeug und zugleich als Instrument, um Machtverhältnisse, Widersprüche und Leerstellen sichtbar zu machen. Ausgehend von einer Recherche zu emanzipatorischen Texten jüdischer Autor*innen des 19. Jahrhunderts sind zeitgenössische Autor*innen eingeladen, mit eigenen Texten in einen Dialog mit diesem Erbe zu treten. So entstehen spekulative Texte und literarische Charaktere, aus denen KI-Modelle trainiert und performativ verkörpert werden. Für die Bühne erarbeitet das künstlerische Team eine Mixed-Reality-Installation, in der sich Texte, Erinnerung, Raum und Körper aufeinander beziehen und durch die sich das Publikum gemeinsam mit den Performer*innen bewegt. In einer Zeit, in der technologische Entwicklungen gesellschaftliche Ausschlüsse reproduzieren, lässt diese künstlerische Arbeitsweise Räume der Solidarität zwischen jüdischen, postmigrantischen und anderen marginalisierten Positionen entstehen. Die Uraufführung ist für April 2027 im Rahmen eines Festivals am Mousonturm Frankfurt geplant. Die künstlerische Arbeit wird auch in die digitale Anwendung „Immersive Jewish Frankfurt“ integriert.
Kaspar 2028. KI als Theatrale Toolbox
Beschreibung “Kaspar 2028"
Das Residenztheater München entwickelt zusammen mit dem Regisseur und Programmierer Manuel Flurin Hendry ein KI-System für den Theaterraum auf Basis von Peter Handkes Bühnentext „Kaspar“ (1968). Gemeinsam mit dem Projektpartner Filmuniversität Babelsberg integrieren sie generative KI als Spiel- und Bildpartner in den theatralen Schaffensprozess. Das KI-System Kaspar.ai (K.ai) agiert als digitaler Spielpartner im Probenprozess und bei den Aufführungen. Die Anwendung Kaspar.ai (K.ai) ist modular, adaptierbar und so gestaltet, dass andere Theater oder Künstler*innen damit eigene Formate umsetzen können. In Handkes Text ist die von Kaspar Hauser inspirierte Titelfigur mit eloquenten Doppelgängern konfrontiert, kämpft um ihre Individualität – und scheitert. Die Neuinszenierung von „Kaspar“ am Residenztheater München reflektiert das KI-basierte Klonen von menschlichen Körpern, Texten und Stimmen und dessen Auswirkungen auf die Künste. Die Premiere findet im Mai 2028 im Münchner Residenztheater statt.
Our Brood
Beschreibung “Our Brood”
„Our Brood“ (dt. unsere Brut) ist ein künstlerisches Experiment, das ab Januar 2026 in unterschiedlichen Formaten im Haus der Kunst in München zu erleben sein wird. Im Zentrum steht die Frage: Wie wäre Künstliche Intelligenz (KI), wenn sie mit radikaler Fürsorge trainiert würde?
Die künstlerische Leitung für das Projekt übernimmt das Kollektiv OMSK Social Club, die mit Live-Rollenspielen eine Praxis des kollektiven Geschichtenerzählens entwickelt haben. In ihren künstlerischen Installationen und Rollenspielen untersuchen sie das Verhältnis von Menschen und Technologie. Für das Haus der Kunst simulieren sie eine Welt, in der KI durch radikale Fürsorge trainiert wird. Dazu entwickeln sie eine interaktive Installation mit zwei KI-Agenten: M0ther als Bezugsperson und Br00d, ein heranreifendes Wesen. Die KI-Agenten reagieren sowohl miteinander als auch mit dem Publikum im Ausstellungsraum. Im Rahmen der Ausstellung finden Rollenspiele und Workshops statt, in denen die Teilnehmenden alternative Modelle von Familie und Betreuung sowie die Entwicklung von KI erforschen können. Das Thema posthumaner und hybrider Formen der Fürsorge und Sozialisation wird in öffentlichen Podiumsdiskussionen mit internationalen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutiert. Partner des Projekts ist das Digitalisierungskolleg Artificial Intelligence in Culture and Arts (AICA) im MUC.DAI der Hochschule München und das Wavelab der Hochschule für Musik und Theater München.
School of Cow Comfort
Beschreibung “School of Cow Comfort ”
Das künstlerisch-kuratorische Kollektiv „!Mediengruppe Bitnik“ wird sich in Kooperation mit der Kunsthalle Osnabrück in dem künstlerischen Langzeitprojekt „School of Cow Comfort” von 2026 bis 2027 mit den Einflüssen von KI-Technologien auf unsere Grundbedürfnisse und zentralen Fragen unserer Zeit beschäftigen: Agrarwirtschaft, globale Ernährung, Klimaschutz, Tierwohl und Gestaltung von Landschaften. In Kooperation mit dem Landwirtschaftsbetrieb Hof Pente werden „!Mediengruppe Bitnik“ gemeinsam mit Dasha Ilina, Simon Weckert, Joana Moll und Gordan Savičić/Selena Savić künstlerische Feldforschung betreiben. Im kritischen Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft, Theorie und Praxis entwickeln sie fünf künstlerische Arbeiten, die auf KI-basierten Agrartechnologien basieren: Internet der Dinge (IoT), Präzisionstechnologien, Robotik, Maschinelles Lernen, Drohnen, Big Data/Analytik und Konnektivitätstechnologien. Höhepunkt des Projektes ist das „Erntefest“, ein dreitägiges Learn-and-Teach-Camp auf dem Hof Pente im Herbst 2027, bei dem die fünf Neuproduktionen gezeigt werden und Workshops und Diskussionsformate zum Austausch einladen. Weitere Partner des Projekts sind das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, die Universität Osnabrück und die Skulpturenprojekte Münster.
Spectral Dialogues. Resonanzen eines neuen Geistes
Beschreibung “Spectral Dialogues. Resonanzen eines neuen Geistes”
Mit Spectral Dialogues untersucht das Ensemble „gamut inc“ wie sich die Kommunikation zwischen Menschen und Maschinen angesichts gegenwärtiger KI-Technologien verändert. Wenn das Verbalisieren von Gedanken ein wesentlicher Teil unseres Denkens ist, wie verändern sich Denken und Sprechen, wenn wir das Verbalisieren an Maschinen abgeben und nur noch in Form kurzer Prompts mit ihnen interagieren? Large Language Models etablieren durch ihre Interpretation von Prompts einen fundamentalen Wandel: Benutzerinnen und Benutzer skizzieren lediglich die groben Konturen ihrer Argumentationen und gewünschten Ergebnisse, während die komplexen Details automatisiert entstehen. Mit Hilfe von neu entwickelten Modularorgeln, großen Projektionen, akustischer und elektronischer Musik, Licht und resynthetisierter Sprache inszeniert „gamut inc“ einen Resonanzraum, der zur Reflexion über Künstlichkeit, Authentizität und die Auswirkungen von KI-Technologien auf die menschliche Kognition einlädt. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit der Akustik-Abteilung des Fraunhofer Instituts, dem Deutschen Buchpreisträger Frank Witzel, der Schauspielerin Ursina Lardi und dem Softwareentwickler L Wilson-Spiro. Die Arbeiten werden ab Ende 2026 im Radialsystem Berlin, auf dem Felicia Festival Magdeburg und in der Cricoteka Krakau gezeigt.
The System Cannot Fail (AT)
Beschreibung “The System Cannot Fail" (AT)
Ein interaktives KI-Musiktheater
Das Digitallabor des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen (MiR.LAB) ist ein Experimentierraum für neue Formen des Musiktheaters. Für die neue Produktion „The System Cannot Fail“ arbeiten das Team des MiR.LAB unter der künstlerischen Leitung von Nora Krahl mit der New Yorker Gastkünstlerin Ellen Pearlman zusammen. In dem interaktiven KI- Musiktheaterprojekt erforschen die Künstlerinnen, wie sich Erinnerung und Identität in Körper, Code und kollektiver Imagination entfalten und wie ein KI-System diesen Prozess in Echtzeit mitgestalten und sichtbar machen kann.
Zentral ist die künstlerische Annahme, dass auch KI-Systeme eine Form von Unterbewusstsein ausbilden, etwa durch instabile Filtermechanismen oder sogenannte halluzinierte Inhalte. Spezifische KI-Phänomene wie das „Catastrophic Forgetting“, also das abrupte Vergessen schon gelernter Informationen, wenn neue Inhalte hinzukommen, oder „LOAB“ – visuelle Artefakte, die bei Umgehung von Filtern in neuronalen Netzen erscheinen – dienen als Ausgangspunkte für die szenische Auseinandersetzung mit maschineller Erinnerung und Identitätsbildung. Das künstlerische Team schafft ein offenes, dynamisches Aufführungsformat mit einem lernfähigen KI-System als Teil der Aufführung. Die erzählerische und musikalische Struktur ist dabei nicht linear vorgegeben, sondern formt sich im Zusammenspiel mit Echtzeitdaten. Auch das Publikum beeinflusst das Bühnengeschehen, etwa über Bewegungen oder Sprache. Das KI-System agiert dabei als Mitspieler, es beeinflusst, lernt, widerspricht, erinnert sich.
Die Premiere findet im Herbst 2027 im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen statt. Durch Workshops, Work-in-Progress Aufführungen, Hochschulkooperationen und Diskussionsreihen gibt es auch schon während der Probenphase vielfältige Einblicke für das Publikum.
The Trial (AT)
Beschreibung “The Trial (AT)”
„The Trial“ ist ein neues Projekt der Künstler*innen und KI-Pionier*innen Holly Herndon und Mat Dryhurst. Herndon und Dryhurst sind bekannt für ihre richtungsweisenden Arbeiten in den Bereichen Musik, Machine Learning und Softwareentwicklung und ihre künstlerische Forschung zu Geschichte und Methoden des kollektiven Gesangs. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Sub entwickeln sie eine interaktive Kunstinstallation, die das Verhältnis von Musik und künstlicher Intelligenz erforscht. Die Installation wird in zwei Ausstellungen in Berlin und Düsseldorf zu erleben sein. Die Künstler laden das Publikum, Sängerinnen und Sänger sowie Laienchöre ein, an wöchentlichen Gesangsaufnahmen teilzunehmen. Musikalischer Ausgangspunkt ist das Drama „Ordo Virtutum“ von Hildegard von Bingen aus dem 12. Jahrhundert, in dem sich eine Seele zwischen guten und bösen Mächten entscheiden muss. Das Künstlerduo entwickelt dazu ein an lokalen Gesangstraditionen orientiertes Liederbuch als Grundlage des Trainings der KI-Modelle.
Im Ausstellungsraum können die Besucher erleben, wie KI entsteht: durch menschliche Aktivität und Trainingsverfahren auf der Grundlage immenser Datenmengen. Die Installation thematisiert auf spielerische Weise das Potenzial und die Problematik von stimmlichen Deepfakes. Sie regt damit eine Auseinandersetzung an mit Fragen von Urheberrecht und der Rolle maschinellen Lernens in künstlerischen Produktionsprozessen. Die Stimme als individueller Ausdruck und als Datenmaterial, das durch KI nachgebildet wird, wirft ethische und rechtliche Fragen auf, die weit über den Kunstkontext hinaus Bedeutung haben.
Die KW Institute for Contemporary Art in Berlin zeigen die Installation ab Herbst 2025 und K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ab Sommer 2026.
Uncertain Intelligences
Beschreibung “Uncertain Intelligences”
Verfälschte Bilder, fragile Wahrheiten: Das Deepfake-Dilemma
Das Haus der Kulturen der Welt (HKW) Berlin lädt mit dem Forschungsprojekt „Uncertain Intelligences“ drei Künstler*innen ein, eigene künstlerisch-forschende Zugänge zu generativer KI – insbesondere Deepfakes – zu entwickeln. Die Arbeiten stellen Fragen nach Selbstbestimmung, Vertrauen und gesellschaftlichen Wahrheiten im digitalen Zeitalter. Sie setzen sich kritisch mit bestehenden Machtverhältnissen und ästhetischen Möglichkeiten von KI-Technologien auseinander.
Deepfakes werden meist als Bedrohung wahrgenommen: Sie manipulieren Wahlen und untergraben das Vertrauen in Informationen. Im Rahmen von „Uncertain Intelligences“ werden Deepfakes jedoch nicht nur als bloße Fälschungen entlarvt. Es wird untersucht, was sie über unsere Gegenwart erzählen – über reale Körperbilder, verdrängte Stimmen und die Sehnsucht nach alternativen Wahrheiten. Die Künstler*innen Nora Al-Badri, Josefa Ntjam und manuel arturo abreu erweitern den Blick auf generative KI und erforschen ihr Potenzial als Werkzeug für Imagination, spekulative Zukünfte und gesellschaftliche Wünsche. „Uncertainty“ (dt. Ungewissheit) bietet sich dabei als Perspektive an, die Unvollständigkeit von Informationen auszuhalten und ethische Grauzonen auszuloten.
Es entstehen prozesshafte künstlerische Beiträge, die performative, installative und dokumentarische Formen annehmen können. Unterstützt durch ein wissenschaftliches Kuratorium und im Austausch mit Studierenden, Philosophen und Technologinnen entwickeln die Künstler*innen neue Methoden künstlerischer Forschung. Durch Residenzen in asiatischen Großstädten lernen gewinnen sie Einblicke in den asiatischen Kontext der Entwicklung von KI-Technologien. 2027 findet eine Abschlusspräsentation im HKW statt. Eine Publikation dokumentiert die Ergebnisse, Methoden und offenen Fragen. Werkstattgespräche, Workshops und Roundtables beziehen das Publikum mit ein und ermöglichen Teilhabe und Diskussion. Weitere Partner des Projektes sind das „Max-Planck-Institut für Bildungsforschung” und das „Digital Narratives Studio der Chinese University of Hong Kong“.
[Who] Rules to Encounter
Beschreibung “[Who] Rules to Encounter”
Wie werden wir in Zukunft mit KI-Systemen und Humanoider Robotik interagieren? Wie wollen wir autonom agierende Humanoide Robotik an gesellschaftlichen Lebens- und Arbeitsbereichen teilhaben lassen? Diese Fragen stehen im Zentrum des künstlerischen Forschungsprojektes der Künstlerin und Choreografin Silke Grabinger und der „Akademie für Theater und Digitalität“ Dortmund.
In iterativen Entwicklungssprints mit Tänzerinnen und Tänzern des Ballett Dortmund / NRW Juniorballetts, Studierenden, inklusiven Ensembles und Laiengruppen werden Regeln für die Interaktion mit Humanoider Robotik entwickelt und künstlerisch-choreografisch erprobt. Die Bewegungen werden per Motion Capturing mit generativer KI erfasst. So soll im Verlauf des Projektes eine Verhaltens-Bibliothek für die Interaktion mit Humanoider Robotik entstehen. Zum Abschluss werden die Erkenntnisse in One-on-One-Performances dem Publikum künstlerisch zugänglich gemacht und auf Festivals gezeigt.
Der Forschungsprozess wird wissenschaftlich begleitet (u.a. von der TU Wien, der JKU Linz und der Kunst-Uni Linz) und öffentlich diskutiert. Als weiterer Partner konnte das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML, Dortmund) gewonnen werden.
Zustand der Nation
Beschreibung “Zustand der Nation”
Die künstlerische Installation „Zustand der Nation“ im Dresdner Albertinum nimmt die Stimmungslage in Deutschland in den Blick. Der Dresdner Filmemacher und Videokünstlers Mario Pfeifer befragt dafür wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger aus ganz Deutschland zu ihren Ängsten und Sehnsüchten, Forderungen und Unzufriedenheiten, Hoffnungen und Erfahrungen des Scheiterns. Es entstehen filmische Interviews mit einer repräsentativen Anzahl von Personen zum politischen, sozialen und emotionalen Zustand des Landes. Die Aufnahmen werden mittels KI-Technologie ausgewertet und zu prognostischen Aussagen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verdichtet. Die Besucherinnen und Besucher hören und sehen die ausgewählten Videosequenzen der Befragungen sowie die KI-generierten utopischen, dystopischen, realistischen oder unrealistischen Szenarien und Halluzinationen. Die Installation regt nicht nur zum Nachdenken über den Zustand und das Bewusstsein der Nation an, sondern auch zur Reflektion von KI-Technologien selbst. Sie wird mit KI-Expert*innen der TU Dresden in Kooperation mit dem Schaufler Lab, Professuren am TUD-Institut für Künstliche Intelligenz sowie dem nationalen Kompetenzzentrum für KI realisiert. Die Ausstellung wird ab Frühjahr 2027 im Außenraum und im eintrittsfreien Bereich des Albertinums in Dresden zu erleben sein. Paneldiskussionen, etwa zu medienbedingten Transformationsprozessen oder zu Konflikt- und Gewaltforschung ergänzen die Ausstellung.
Jury Kunst & KI
Die Jury des Programms „Kunst & KI“ setzt sich zusammen aus vier Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen:
- Yasemin Keskintepe – Freie Kuratorin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der HU Berlin,
- Jan Rohlf – Künstlerischer Leiter CTM Festival Berlin,
- Sebastian Schmieg – Professor für Interface Design an der HTW Dresden, Künstler und Programmierer und
- Jeanne Charlotte Vogt – Dramaturgin, Kuratorin und Künstlerische Leiterin des NODE Verein zur Förderung Digitaler Kultur e. V.
Werkstätten, Dokumentation und Abschlussfestival
Angesichts der rasanten Entwicklung von KI-Technologien setzt das Programm zudem auf enge Vernetzung und Austausch der Projekte untereinander. In öffentlichen Veranstaltungen teilen sie kontinuierlich das Wissen mit weiteren Interessierten. Bei einem Abschlussfestival werden die künstlerischen Arbeiten beispielsweise in Form von Showcases oder Lecture Performances präsentiert. Ein wesentliches Ziel des Festivals ist es auch, die Themen, offenen Fragen, Erfahrungen und Erkenntnisse der Projekte in den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs über KI einzubringen. Die Erfahrungen und entwickelten Codes werden gezielt für die Fachöffentlichkeit dokumentiert.
Der Vorstand der Kulturstiftung des Bundes entscheidet über die Vergabe der Mittel. Die Entscheidung über die Auswahl der geförderten Kultureinrichtungen beruht auf den Empfehlungen einer unabhängigen Fachjury, die Ende Juni 2025 getagt hat. Im Dezember 2024 wurden die Fördergrundsätze mit den Antragsvoraussetzungen auf dieser Seite veröffentlicht. Über alle wichtigen Termine informieren wir Sie auch in unserem Newsletter (externer Link, öffnet neues Fenster) und über Social Media (externer Link, öffnet neues Fenster).