Der Stiftungsrat unter Vorsitz von Kulturstaatsminister Bernd Neumann befürwortete auf seiner jüngsten Sitzung eine Reihe größerer Vorhaben der Kulturstiftung des Bundes:
• Zum Kleist-Gedenkjahr 2011 anlässlich des 200. Todestages des Dichters werden die Heinrich-Kleist-Gesellschaft und das Kleist-Museum Frankfurt/Oder in Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung des Bundes zentrale Veranstaltungen in Berlin und Frankfurt an der Oder ausrichten, die Kleist als Vorläufer der Moderne würdigen und die Aktualität seines künstlerischen Erbes in eine breite Öffentlichkeit tragen. Dazu gehören eine große kulturgeschichtliche Ausstellung zu Leben und Werk Heinrich von Kleists sowie ein Festival vom und am Gorki-Theater, bei dem alle Dramen Kleists in prominenten Inszenierungen, zum Teil in Uraufführungen unter der Regie namhafter Regisseure, in einem zweiwöchigen Theatermarathon gezeigt werden. Unter anderem wird auch ein Wettbewerb zur Neugestaltung des Kleist-Grabes am Kleinen Wannsee ausgelobt. Die Kulturstiftung des Bundes stellt für die Projekte zum Kleist-Jahr 2 Mio. Euro zur Verfügung.
• "Gulag" ist der Name für die Schreckensorte des umfassenden sowjetischen Repressionssystems unter stalinistischer Herrschaft: Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora plant in Kooperation mit dem von Andrei Sacharow 1988 gegründeten Menschenrechtszentrum Memorial Moskau unter Leitung von Prof. Dr. Irina Ščerbakova (Memorial Moskau) und Prof. Dr. Volkhard Knigge (Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora) die Wanderausstellung "Spuren des Gulag 1929-1956" über den Kernzeitraum des Gulag mit seinen Zwangsarbeitslagern, Straflagern, Gefängnissen und Verbannungsorten. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Erfahrungen der Opfer. Dafür stehen in der Sammlung von Memorial Moskau bisher nicht gezeigte, signifikante Realien und Dokumente zur Verfügung. Die einzigartige Sammlung umfasst ein breites Spektrum von Zeitzeugenberichten, Fotografien, Filmen und im Gulag entstandenen Kunstwerken, die ab den späten 1980er Jahren an den Standorten ehemaliger Lager geborgen wurden. Die Kulturstiftung des Bundes fördert die Ausstellung, die bis zum Frühjahr 2011 realisiert werden soll, mit 232.000 Euro.
• Zur Eröffnung der Ruhrtriennale 2009 kommt Arnold Schönbergs Oper "Moses und Aron" in der Jahrhunderthalle Bochum zur Aufführung. Mit der aufwändigen Inszenierung mit mehr als 300 Beteiligten startet Intendant und Regisseur Willy Decker eine Reihe von großen Opernproduktionen, die das Verhältnis von Religion und Kunst im Spiegel dreier Weltreligionen beleuchtet. Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt das herausragende Opernprojekt des Jahres 2009 mit 700.000 Euro.
• Die Kulturstiftung des Bundes fördert den World Cinema Fund (WCF), das von der Stiftung und der Berlinale gegründete, weltweit einzigartige Modell der Kooperation deutscher Filmproduzenten mit herausragenden Regisseuren aus den Schwerpunktregionen Lateinamerika, Afrika, Mittlerer Osten sowie Südostasien, in den Jahren 2010 und 2011 mit insgesamt 600.000 Euro. Seit 2004 sind beim WCF insgesamt 928 Projektanträge aus 69 verschiedenen Ländern eingegangen, davon erhielten 56 Filme aus 23 Ländern eine Produktions- oder Verleihförderung. Die hohe Anzahl an internationalen Auszeichnungen zeigt, dass eine Förderung durch den WCF in der Filmbranche inzwischen ein "Gütesiegel" für künstlerisch anspruchsvolles und gesellschaftlich ambitioniertes Autorenkino ist.
Der Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes beschloss außerdem die Verlängerung des Vertrages mit Alexander Farenholtz bis zum Jahr 2015. Gemeinsam mit Hortensia Völckers als Künstlerischer Direktorin bildet Farenholtz als Verwaltungsdirektor den Vorstand der Stiftung. Er war zuvor unter anderem im baden-württembergischen Kunstministerium sowie als Geschäftsführer der documenta in Kassel und des EXPO 2000-Kulturprogramms in Hannover tätig.
Die interdisziplinäre Fachjury für die antragsgebundene Allgemeine Projektförderung sprach sich auf ihrer letzten Sitzung für die Förderung von 40 Projekten mit einem Gesamtfördervolumen von 5,8 Mio. Euro aus.
Dazu gehört die Ausstellung "Kunst für Millionen" in der Frankfurter Schirn, die das einzigartige Skulpturenensemble Hof der Pachteinnahme aus der Zeit der chinesischen Kulturrevolution zeigt - zeitgleich zur Frankfurter Buchmesse mit dem diesjährigen Schwerpunktland China. Die Ausstellung "Choreographing You" widmet sich in Installationen dem Zusammenspiel von Kunst und Tanz und wird in London und Hamburg gezeigt. Die Wanderausstellung "Polonia im KZ" informiert erstmals in größerem Umfang über die Verfolgung der polnischen Minderheit in Deutschland in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück. Die Kunsthalle Baden-Baden wird für das Projekt "Entre deux actes - Loge de comédienne" mit Arbeiten der französischen Designerin und Künstlerin Janette Laverrière gefördert. Das Kulturforum Dresden zeigt unter dem vielsagenden Titel "Ohne uns!" die widerständige Kunstszene und alternative Kultur vor und nach 1989 in Dresden, während die Kunsthalle Erfurt mit "Die andere Leipziger Schule" fotografische Arbeiten aus DDR-Zeiten von Künstlern präsentiert, die zum sozialistischen Realismus Abstand hielten. Im Oldenburgischen Landesmuseum für Natur und Mensch geht ein Ausstellungprojekt der Genese und Aktualität des Mythos Lawrence von Arabien nach. Im Festspielhaus Hellerau inszeniert Constanza Macras das Opern-Oratorium "Oedipe Roi" neu als Tanztheaterprojekt. Das Berliner Theater Hebbel am Ufer organisiert anlässlich des 200. Jahrestages der kolumbianischen Unabhängigkeitserklärung das "Festival-Kolumbien", bei dem die wechselvolle Geschichte dieses Landes aus vielfältigen künstlerischen Perspektiven dargestellt wird. Christoph Schlingensief erhält eine Förderung für das Projekt "Festspielhaus Afrika".