Als die Kulturstiftung des Bundes mit Sitz in Halle an der Saale im Frühjahr 2002 ihre Arbeit aufnahm, konnte sie einige wenige Räume im historischen Gebäudeensemble der Franckeschen Stiftungen beziehen, darunter den ehemaligen Bibelsaal im Haupthaus und das frühere Kinderkrankenhaus. Dass dieses ungewöhnlich reizvolle Ambiente ein Provisorium bleiben würde, war absehbar, zumal die Planungen einen Aufwuchs an Fördermitteln und auch an Personal vorsahen. Zwischenzeitlich musste sogar noch ein dritter Standort hinzu gemietet werden.
Das Ende des Provisoriums kommt nun mit einem eigenen Gebäude für die Kulturstiftung des Bundes auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen, das alle Abteilungen der Kulturstiftung unter einem Dach vereint. In einer Baulücke gegenüber dem Haupthaus wird ein Neubau errichtet, der sich in die historische Häuserzeile am Franckeplatz einfügen soll. Gleichwohl wird der Neubau eine architektonisch zeitgenössische Signatur erhalten, die dem Profil einer international operierenden Einrichtung des Bundes zur Förderung von innovativen Kulturprojekten entspricht. Für das Bauvorhaben in Höhe von 3 Mio. Euro werden 2,6 Mio. Euro aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen eines internationalen Architekten Wettbewerbs wurden 24 Entwürfe mit Modellen und Plänen vorgelegt, aus denen das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Peter Kulka am 24. September 2009 folgende Preisträger ermittelt hat:
Sieger des Wettbewerbs ist das Büro Dannheimer & Joos Architekten BDA München www.dannheimerjoos.de (externer Link, öffnet neues Fenster) (15.000 Euro).
Den 2. Preis erhielt das Büro Oberst & Kohlmayer GmbH Stuttgart www.kohlmayer-oberst-architekten.de (externer Link, öffnet neues Fenster) (7.000 Euro).
Mit dem 3. Preis wurde das Büro kister scheithauer gross Leipzig www.ksg-architekten.de (externer Link, öffnet neues Fenster) ausgezeichnet (3.500 Euro).
Anerkennungen in Höhe von 2.250 Euro erhielten das Büro Stephan Braunfels Architekten BDA Berlin www.braunfels-architekten.de (externer Link, öffnet neues Fenster) und das Büro ff-Architekten / Fleckenstein Feldhusen Berlin www.ff-architekten.de (externer Link, öffnet neues Fenster).
Aus der Beurteilung des Siegerentwurfs durch das Preisgericht:
"Die freigestellte Kubatur schließt die südliche Platzkante unter Bildung einer Fuge zu den bestehenden Nachbargebäuden. Das städtebauliche Gewebe bleibt trotz dieses bewussten Abstandhaltens weiterhin ablesbar. Trauf- und Firstlinien werden auf zeitgenössische Art interpretiert. Der Baukörper gliedert gut nutzbare Außenräume und Durchwegungen. Geschickt umgeht der Entwurf das Spiel der Proportionen zwischen Fenster- und Fassadenflächen der historischen Bebauung und antwortet durch Setzung transparenter Flächen und den Flächen der Fassadenbekleidung. […]
Denkmalpflegerische Einordnung:
Der Entwurf verfolgt die Strategie des bewussten Kontrastes des Neuen gegenüber der Umgebung: in der Massenverteilung, der Konstruktionsweise, der Materialität, der Oberflächengliederung, der Art der Belichtung und Zugänglichkeit. Nur die Dachneigung nimmt Bezug auf die Nachbarschaft. Der Bau zeigt seine Zeitgenossenschaft authentisch und konsequenter als jeder andere Entwurf im Wettbewerb. Die Fugen zur Nachbarbebauung unterstreichen, dass hier funktional und architektonisch bewusst ein neues Kapitel begonnen wird.
Das neue Gebäude repariert mit seinem Volumen die Fehlstelle in der Stadtstruktur, ohne dass Zweifel aufkommen, dass es hier um einen Neuanfang nach einer Zerstörung geht.[…]"
Dem Preisgericht gehörten an:
Fachpreisrichter
Prof. Donatella Fioretti Architektin, Berlin
Prof. Peter Kulka Architekt, Köln / Dresden
Alfred Nieuwenhuizen Architekt, Berlin
Silvia Schellenberg-Thaut Architektin, Leipzig
Volker Giezek Architekt, Dresden
Maik Westhaus Architekt, Berlin
Stellvertretende Fachpreisrichter/innen
Aysin Ipekci Architektin, Köln / Istanbul
Prof. Ilja Vukorep Architekt, Kassel
Andreas Weber Architekt, Halle (Saale)
Sachpreisrichter/innen
Rosa Schmitt-Neubauer Beauftragter der Bundesregierung
für Kultur und Medien
Prof. Dr.Jan-Hendrik Olbertz Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt
Dagmar Szabados Oberbürgermeisterin Stadt Halle (Saale)
Dr. Thomas Müller-Bahlke Franckesche Stiftungen Halle (Saale)
Alexander Farenholtz Kulturstiftung des Bundes
Stellvertretende Sachpreisrichter/innen
Peter Fröhlich Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Dr. Valentin Gramlich Staatssekretär für Wissenschaft und Kultur des Landes Sachsen-Anhalt
Dr. Thomas Pohlack Bürgermeister, Stadt Halle (Saale)
Dr. Penelope Willard Franckesche Stiftungen Halle (Saale)
Hortensia Völckers Kulturstiftung des Bundes
Auf der Pressekonferenz lobte der Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, den Siegerentwurf: "Mir gefällt dieser moderne Entwurf, weil er das Selbstverständnis der Kulturstiftung aufnimmt und nach vorn weist, aber auch weil er sich einfügt, Abstand wahrt und Zeichen der historisch gewachsenen Umgebung aufnimmt - unter anderem mit seinen Maßen und der zitierten Fachwerkstruktur. Er symbolisiert Respekt vor dem Erbe, aber auch Aufbruch und passt damit gut zu den Franckeschen Stiftungen".
Der Vorsitzende des Preisgerichts, Prof. Peter Kulka, sagte: "Mit diesem Bau kann Architekturgeschichte in Halle am Ort der Franckeschen Stiftungen geschrieben werden. Dem einstimmig befürworteten Entwurf von Dannheimer & Joos gelingt der Spagat zwischen dem Einfügen ins Vorhandene und einer selbstbewussten Positionierung der Kulturstiftung des Bundes. Mit seiner unkonventionellen Fassade, die zugleich Vergangenes transformiert, ist eine faszinierende Lösung gefunden worden. Ich hoffe, dass dieser Ort zukünftig vom Mut der Bauherrin, des Preisgerichts und der Architekten zeugt."
Alexander Farenholtz, Vorstand und Verwaltungsdirektor der Kulturstiftung, fand den Entwurf "genial": "Er reflektiert nicht nur unseren unbedingt zeitgenössischen Anspruch, sondern auch die Forderung, die Nachbarschaft zu respektieren und beispielhaft in ästhetischer, funktionaler, wirtschaftlicher, energetischer Hinsicht zu sein. Für mich ist das ein sehr emotionaler Wiederaufruf der Gründungsphilosophie unserer Stiftung mit all ihrer Begeisterung für das Neue, mit dem Respekt vor der Tradition, der Kombination aus Zurückhaltung in der Selbstdarstellung und gleichzeitig selbstbewusstem Engagement für Kunst und Kultur."
Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten
Am 1. Oktober 2009, 18:00 Uhr, wird eine Ausstellung mit den Wettbewerbsarbeiten im Temporären Ausstellungsraum in der Großen Ulrichstraße 20 eröffnet, zu der wir Sie herzlich einladen!
Die Öffnungszeiten sind: 2.-23. Oktober, Di-Sa von 13-19 Uhr, Eintritt frei.
Am 16. und 17.10.2009 werden im Ausstellungsraum zwei Kurzfilmprogramme gezeigt, die sich mit den Themen "Bauen" und "Arbeitswelten" auseinandersetzen. Die Filmabende beginnen jeweils um 20:00 Uhr, der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen
Detaillierte Informationen und Fotos zum Bauvorhaben, zum Wettbewerb und zur Ausstellung finden Sie unter www.kulturstiftung-bund.de/Neubau (externer Link, öffnet neues Fenster)