10.06.2015 - Pressemitteilung der Kulturstiftung des BundesKulturstiftung des Bundes fördert 15 neue Kooperationen im Theaterfonds Doppelpass

Pressemitteilung der Kulturstiftung des Bundes

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Doppelpass-Jury hat 15 neue Projekte aus 10 Bundesländern ausgewählt, die mit rund 2,25 Mio. Euro gefördert werden. Damit erhöht sich die Anzahl der im Fonds Doppelpass geförderten Theaterpartnerschaften auf 46 insgesamt. Im Anhang finden Sie eine Kurzdarstellung der einzelnen Projekte, die neu hinzugekommen sind.

Mit dem 2011 aufgelegten Fonds Doppelpass möchte die Kulturstiftung des Bundes gezielt Kooperationen zwischen freien Gruppen und festen Tanz- und Theaterhäusern unterstützen und sie zum Erproben neuer Formen der Zusammenarbeit und künstlerischer Produktion anregen.

Das Kernstück des Fonds Doppelpass bildet ein zweijähriges Residenzprogramm, das Künstlerinnen und Künstlern beider Seiten den nötigen Freiraum eröffnen soll, ihre Strukturen und Arbeitsweisen produktiv zu verbinden. Die Partnerschaften werden über einem Zeitraum von zwei Spielzeiten realisiert und mit jeweils bis zu 150.000 Euro gefördert. Zusätzlich unterstützt der Fonds Gastspiele aus den geförderten Partnerschaften, um zu ermöglichen, dass ausgewählte Ergebnisse der Zusammenarbeit auch an weiteren Orten innerhalb Deutschlands und im Ausland gezeigt werden.

Die Mitglieder der Doppelpass-Jury sind Katja Aßmann (Künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr), Tunçay Kulaoğlu (Dramaturg, Autor und Übersetzer, Berlin), Holger Schultze (Intendant am Theater Heidelberg), Manuel Schöbel (Intendant der Sächsischen Landesbühnen) und Christine Wahl (Journalistin).

Weitere Informationen zum Fonds Doppelpass sowie den Fördergrundsätzen finden Sie unter www.kulturstiftung-bund.de/doppelpass.

 

Die Jury des Theaterfonds „Doppelpass“ der Kulturstiftung des Bundes hat am 2. Juni 2015 entschieden, dass folgende Kooperationen Fördergelder in einer Gesamthöhe von rund 2,25 Mio. Euro erhalten:

Das Projekt des Jungen Ensemble Stuttgart mit dem Citizen.KANE.Kollektiv nimmt die Situation minderjähriger Prostituierter in der gemeinsamen Heimatstadt Stuttgart in den Fokus. Jugendliche zwischen 16 und 22 Jahren sollen sich gemeinsam mit den Künstler/innen und einem Theaterpädagogen dem sensiblen Thema im Rahmen eines Rechercheprozesses nähern. Die Ergebnisse fließen zunächst in eine ortsspezifische Präsentation ein und werden zum Abschluss des zweijährigen Prozesses auf die Bühne gebracht.

Unter dem programmatischen Titel „Neue Unternehmer braucht das Land“ möchten die Tandempartner Neue Bühne Senftenberg und Wilske, Simoneit & Friends aus Hamburg Schüler/innen im Alter von 6 bis 14 Jahren dazu anregen, ihre eigenen Ideen für ein Unternehmen zu erproben. Diese werden der Öffentlichkeit unter anderem in Form einer Unternehmermesse präsentiert und münden in ein nachspielbares Lehrtheaterstück.

Die Dance Company Theater Osnabrück und CocoonDance Bonn begeben sich gemeinsam mit in Osnabrück lebenden Flüchtlingen auf die Suche nach der Geschichte ihres Körpers. Es geht um die Frage nach den eigenen Wurzeln – sowohl biografisch als auch physisch und kulturell –, um Entwurzelung und die Möglichkeit, erneut Wurzeln zu schlagen.

In Dresden verbinden sich the guts company und das Societaetstheater, um mit tänzerischen Mitteln das Spannungsfeld zwischen identitätsstiftenden Traditionen und der Angst vor dem Fremden auszuloten. In drei Produktionen sollen mögliche Strategien zur Überwindung der Distanz zwischen dem Eigenen und dem Fremden untersucht und erprobt werden.

Das Theaterhaus Jena stellt sich gemeinsam mit dem Berliner Regieteam zweite Reihe der Herausforderung, Virtualität für die Theaterbühne zu übersetzen. Zu diesem Zweck wird der Groschenromanheld Mister Dynamit reanimiert und seine Geschichte fortgeschrieben: In seinem neuen Leben nimmt er die Arbeit von Geheimdiensten und Datenwirtschaft unter die Lupe.

In FUTURE SHOCK begeben sich die Kammerspiele München und die Künstlergruppe GIESCHEand aus München auf eine Forschungsreise entlang der Frage, wie neue technologische Errungenschaften unsere Lebensweisen sowohl beeinflussen als auch widerspiegeln. Zu diesem Zweck werden aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen und technologische Entwicklungen in die künstlerische Praxis einbezogen.

Das Berliner Theaterkollektiv PRINZIP GONZO und das Ballhaus Ost Berlin haben sich mit dem theatralen Gesamtkonzept „MONYPOLO – Liebe dein System“ die Entwicklung einer weltverbessernden Maßnahme zum Ziel gesetzt. Im Zusammenspiel aus Analyse, Narration und Interaktion mit den Zuschauern sollen Strategien zur Rettung des Kapitalismus entworfen und erprobt werden.

Die Berliner andcompany&Co wird gemeinsam mit dem Jungen Schauspiel Düsseldorf und einer neu zu gründenden Bürgerbühne ein Staatstheater für Staatenlose – für Nicht-Bürger, Geflüchtete, Asylsuchende und Undokumentierte – in Düsseldorf etablieren. Indem die Erfahrungen heutiger Geflüchteter mit der Geschichte des antifaschistischen deutschen Exils kurzgeschlossen werden, soll der Begriff von Bürgerlichkeit und Bürgertum in Frage gestellt und neu definiert werden.

cobratheater.cobra aus Berlin und das THEATER AN DER PARKAUE Berlin gründen gemeinsam das „Haus der digitalen Jugend“. Im Rahmen eines Festivals, einer Schreibwerkstatt, einem Sommercamp und Inszenierungen soll gemeinsam mit Jugendlichen erkundet werden, welche Produktionsweisen, Stoffe und Spielstile sich aus dem Reservoir Internet schöpfen lassen und wie die digitale Wirklichkeit in performative Praxis übersetzt werden kann.

Club Real aus Berlin und das Kleist Forum Frankfurt/Oder wollen eine neue Praxis kollektiver Kunstproduktion und Stadtnutzung entwickeln. Im Dialog mit den Bewohnern sollen neue Gestaltungs- und Nutzungsideen für leer stehende und verfallene Kulturorte in Frankfurt und im benachbarten polnischen Slubice gefunden werden. Das Motto „FOLKSTHEATER!“ steht für ein Stadtvolk, das sich einmischt und nach neuen Formen kooperativen künstlerischen Handelns in der Stadt sucht.

Hundert Jahre nach der Urkatastrophe des Ersten Weltkriegs blicken die Berliner Tanz-&-Performance-Gruppe MS Schrittmacher und das Saarländische Staatstheater in Saarbrücken in ihrem Rechercheprojekt „Quo vadis, bellum?“ gemeinsam in die Zukunft des Krieges. Im Austausch mit Protagonisten sozialer Bewegungen wird in öffentlich begleiteten Probenprozessen eine Science-Fiction-Performance auf einer Industriebrache entwickelt, die das Szenario eines Krieges in hundert Jahren zeichnet.

Die Aktionskünstler/innen des Leipziger Peng! Collective gründen gemeinsam mit dem Schauspielhaus Dortmund die fiktive PR-Agentur DIE POPULISTEN. In sechs Eskalationsstufen erforschen DIE POPULISTEN die Möglichkeiten politischer Aktionskunst im Stadtraum sowie im Netz, im Fernsehen und im Theater. Themen sind der Rechtsradikalismus in Dortmund sowie die nordrhein-westfälische Waffenproduktion für den internationalen Markt.

Unter der Überschrift PERFORMING::Goethe widmen sich der Verein für Raum und Zeit / Bernhard Mikeska aus Berlin und das Deutsche Nationaltheater Weimar zunächst der Selbststilisierung Goethes zu Literaturikone und Gesamtkunstwerk aus der Perspektive des Dichters. In einem zweiten Projekt sollen in einem Dorf bei Weimar Goethes „Wahlverwandtschaften“ auf die Bedingungen dörflicher Gemeinschaft übertragen werden.

Für das theatrale Forschungsunternehmen BELIEVE TANK wollen das Landestheater Tübingen und das Theaterkollektiv NYX e.V. aus Augsburg über zwei Spielzeiten lang einen zugleich ideellen und konkreten Tank mit Glaubensfragen, Glaubenssystemen und Glaubenssätzen füllen. Installationen, interaktive Formate und Inszenierungen sollen die Stadt im Reformationsjahr 2017 mit sich selbst über ihren Glauben ins Gespräch bringen.

„Tamáss“, das im Arabischen und Persischen sowohl Berührung als auch Konfrontation bedeutet, ist das Motto der Zusammenarbeit zwischen dem Mannheimer Oriental Jazz Ensemble LebiDerya und dem Musiktheater des Staatstheater Mainz. Die Kooperation zielt auf ein abschließendes Festival, bei dem in Musiktheater, Konzerten, Vorträgen und einem partizipativen Format mit Mainzer Bürgern unterschiedliche Musiktraditionen sich begegnen und in neue Zusammenhänge gebracht werden.

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