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Axel Springer und die Juden

"Das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen“ und „die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes“ fordert eine der Richtlinien, auf die der Axel Springer Verlag seine Redakteure bei der Vertragsunterzeichnung verpflichtet. Zehn Jahre nach dem Holocaust verschrieb sich Axel Springer (1912–1985), der Herausgeber der BILD-Zeitung, dieser pro-israelischen Haltung. Er parallelisierte die Hoffnung auf eine politische Einheit des jüdischen Volkes mit der Hoffnung auf die politische Einheit Deutschlands und Berlins. Die Berichterstattung in der BILD-Zeitung nahm diese Linie auf und wurde als eine der auflagenstärksten Zeitungen Europas zu einer Art Flaggschiff pro-israelischer Politik.
Die Ausstellung thematisierte das deutsch-israelische Verhältnis, wie es sich aus der Perspektive der größten deutschen Boulevard-Zeitung darstellt. Die BILD-Zeitung hat einen Prozess beschleunigt, so die These der Ausstellung, der bis heute zu den bemerkenswertesten Vorgängen der deutschen Nachkriegsgeschichte gehört: Die deutsche Bevölkerung, die zwischen 1933 und 1945 die radikalste antisemitische Politik bis hin zur Vernichtung erlebt und betrieben hat, scheint ihre Einstellung gegenüber Juden widerspruchslos zu ändern.
Axel Springer war eine Persönlichkeit, die polarisierte. Den 68-ern galt er als Inbegriff „faschistischer“ Medienmacht. Tatsächlich verpflichtete er sich aber persönlich und in seinem Verlag einem radikalen „Versöhnungsprojekt“ Juden und dem jungen israelischen Staat gegenüber in einer Zeit, als dies von konservativer Seite aus noch hochgradig unpopulär war. Die Ausstellung versuchte, diese faszinierenden Widersprüche unter dem Begriff „Philosemitismus“ besser zu verstehen und darzustellen.

Künstlerische Leitung: Dmitrij Belkin (UA/D)

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