Der Künstler Asger Jorn (1914-1973) galt zeitlebens als Enfant terrible der dänischen Kunstszene. Heute zählt er weltweit zu den bedeutendsten Figuren der europäischen Avantgarde nach dem zweiten Weltkrieg. Als Mitbegründer der Künstlergruppe CoBrA und der Situationistischen Internationalen steht er mit seinem vielfältigen künstlerischen Werk gleichermaßen für einen experimentellen Zugang zu neuen Formen des kollektiven künstlerischen Schaffens sowie einen offenen Kunstbegriff. In seiner Malerei hat sich Jorn schon früh ans Auflösen der Figuration gemacht, die gegenständliche Welt aber nie aus seinen Bildern verbannt. Dem ästhetisch Schönen setzt er das Chaotische, Exzessive und Hässliche entgegen, dem Ernsthaften das Alberne und Groteske. Mit seinen Ideen einer Kunst gegen alle Normen und der eigenwilligen Darstellung gestalthafter Wesen, die oft zwischen Mensch und Tier oszillieren, hat Asger Jorn eine wegweisende Rolle für nachfolgende Künstlergenerationen eingenommen.
Der Faszination und Sogkraft seiner Werke für zeitgenössische Positionen spürte das Kunstmuseum Ravensburg mit der Ausstellung „Mondjäger. Nathalie Djurberg & Hans Berg im Dialog mit Asger Jorn“ nach. Das Museum beherbergt in seiner Sammlung einige herausragende Arbeiten Jorns. Im experimentellen Dialog zwischen dem malerischen Werk Asger Jorns und den filmisch-installativen Werken des zeitgenössischen schwedischen Künstlerduos Nathalie Djurberg & Hans Berg hat die Ausstellung die Rezeption Jorns um einen noch unerprobten wechselseitigen Zugang erweitert und eine vertiefende Kenntnis beider Positionen ermöglicht.
Sowohl Jorn als auch Djurberg & Berg gelingt es in ihrer künstlerischen Arbeit, Humor und Abgründigkeit eng zu verzahnen. Farbmächtige Bildwelten entführen den Betrachter auf eine Reise in die spielerisch-absurde bis abgründige Zone zwischen Traum und Wirklichkeit. Ebenso wie die malerischen Werke Jorns überschreiten die Arbeiten von Djurberg & Berg dabei gängige Konventionen und hinterfragen klassische Wert- und Formbegriffe. In ihren Stop-Motion-Filmen setzen auch sie auf eine experimentelle und kollaborative Formfindung. Die skurrilen Geschöpfe aus Knetmasse von Nathalie Djurberg durchspielen im Rollentausch von Tier, Mensch und Fabelwesen Extreme zwischenmenschlicher Beziehungen wie Macht und Ohnmacht, Liebe und Gewalt. Durch die musikalischen Kompositionen von Hans Berg werden die Animationsfilme verdichtet und in ihrer Drastik und Absurdität noch verstärkt. Djurberg und Berg, beide Jahrgang 1978, haben bereits in so renommierten Häusern wie dem New Museum in New York, dem Stockholmer Moderna Museet, den Hamburger Deichtorhallen und zuletzt in der Frankfurter Schirn sowie dem Baltimore Museum of Modern Art ausgestellt. An der Auswahl von Asger Jorns Werken für die Ausstellung in Ravensburg waren sie wesentlich beteiligt.
Künstlerische Leitung: Ute Stuffer
Künstlerinnen: Nathalie Djurberg, Hans Berg, Asger Jorn
Termine
Aktuell keine bevorstehenden Termine
Vergangene Termine
19. Oktober, 2019 bis 16. Februar, 2020: Ausstellung
Kunstmuseum Ravensburg, Ravensburg
Kontakt
Kunstmuseum Ravensburg
Burgstraße 9
88212 Ravensburg
www.kunstmuseum-ravensburg.de (externer Link, öffnet neues Fenster)