Pictoplasma – Not Your Avatar

Zur Genealogie virtueller Welten und ihrer Bewohner

© Anna Hrachovec, Team Selfie, Pictoplasma Portrait Gallery

Etwa ab der Jahrtausendwende verbreiteten sich im Internet Figuren, die grafisch auf wenige wesentliche Merkmale reduziert waren. Durch diese Vereinfachung vermögen sie – als Wegweiser, Pfadfinder etc. – bis heute, verhältnismäßig spontan die Empathie der Nutzer zu wecken und ihnen dabei zu helfen, sich in den virtuellen Welten zu orientieren und mit deren Inhalten zu kommunizieren. Zur Archivierung und Analyse dieses ästhetischen Phänomens wurde seinerzeit das Projekt Pictoplasma gegründet, das mit einem Online-Archiv, Publikationen, Konferenzen und Ausstellungen international bekannt geworden ist. Das Projekt „Not your Avatar“ lenkte den Blick auf die imaginierten Bewohner virtueller Welten. Aus seinem umfassenden Archiv von 20.000 Figuren konstruierte Pictoplasma genealogische Stammbäume; hunderte internationale Illustratoren erstellten Porträts ihrer bekanntesten Figur für eine Ahnengalerie. Auf diese Weise wurden die einzelnen Figuren von ihren jeweiligen Produzenten, Inhalten und Kontexten entkoppelt und darauf hin befragt, was sie uns – nunmehr als eigenständige Charaktere – über sich und die digitale Welt erzählen können, der sie entstammen. Die Ausstellung war konzipiert als Beitrag zum aktuellen Diskurs über digitale Kultur und Postdigitalität. In ihrem Rahmen entsteht eine viersprachige interdisziplinäre Publikation und eine Tonbildschau tourte durch Frankreich, Spanien, England und die Vereinigten Staaten.

Künstlerische Leitung: Lars Denicke, Peter Thaler
Künstler/innen: Nina Braun, Yeka Haski (RU), Hyein Lee (HK/CA), Akinori Oishi (JP), Julia Pott (GB/US), Ryan Qincy (US), Sauerkids (NL), Ori Tor (IS), Amandine Urruty (FR), Dante Zaballa (AR) u.a.

Vortrags-Performance "Erik Willer – Einführung in die Piktopsychologie":

Was soll ein Bild bedeuten und in welcher Beziehung stehen wir zu ihm? Erik Willer, Begründer der Piktopsychologie, fand in seinem Vortrag völlig neue Antworten auf diese Fragen. Willer eröffnete dem Publikum einen Zugang, durch den die in Bildern Dargestellten beginnen, selbst zu den Anwesenden zu sprechen und diese sich ihrer direkten Verwandtschaft zu virtuellen Artgenossen, pop-kulturellen Gestalten und archetypischen Bildwesen bewusst werden. Im Anschluss an den Vortrag wurde ein gemeinsam von Willer und Pictoplasma zusammengestelltes Kurzfilmprogramm gezeigt.

Erik Willer wurde gespielt von Niels Bormann, Text: Cordula Daus, Produktion: Pictoplasma 2014

Ab Oktober 2014: ZKM Karlsruhe; Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin; HartwareMedienKunstVerein, Dortmund; La Gaîté lyrique, Paris; Parsons The New School for Design, New York; Arnolfini, Bristol, 5. Mai 2015: Pakhuis De Zwijger, Amsterdam; 12. Juni 2015: La Casa Encendida, Madrid;

Kontakt

Pictoplasma

Reinickendorfer Strasse 17

13347 Berlin

www.pictoplasma.com (externer Link, öffnet neues Fenster)