Unter der Erde

Von Kafka bis Kippenberger

Martin Kippenberger Tiefes Kehlchen, 1991 Installationsansicht © Estate of Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf

Was unter der Erde ist, ist geheimnisvoll, unheimlich und ambivalent: Mal assoziieren wir damit Bedrohliches, mal Geborgenheit und Schutz. Mit den Mitteln der Kunst − Literatur, Malerei, Fotografie, Video und Installation – stellte die Ausstellung facettenreich das Leben unter der Erde dar. Sinnfälliger Weise erhielt sie ihren Ort im Keller des K21 Ständehaus in Düsseldorf. Ganz konkret ging es um Höhlen, Tunnel, Grotten, Erdlöcher, Bunker, Gänge, Bergwerks- und U-Bahnschächte wie auch deren Ein-, Aus- und Übergänge als Motive internationalen künstlerischen Schaffens (Jeff Wall, Bruce Nauman, Fischli Weiss, Gregor Schneider u.a.). Der literaturhistorische Ausgangspunkt der Ausstellung war Franz Kafkas Erzählfragment „Der Bau“ (1923/24): Aus der Perspektive eines Tieres beschreibt Kafka, wie ein unterirdisches Gängesystem, ein Hochsicherheitstrakt, entsteht – mit allen Ambivalenzen eines Rückzugsortes, der selbst bedrohlich wird. Einige künstlerische Arbeiten der Ausstellung bezogen sich direkt auf Kafkas Erzählung, die aus diesem Anlass den Besucher/innen in einer Sonderauflage des Fischer Verlages mit Illustrationen der US-amerikanischen Künstlerin Roni Horn zur Verfügung gestellt wurde. Über diese konkrete Ebene hinaus figuriert das Unterirdische auch als Metapher für das Unbewusste, Triebhafte und Sinnliche, das wiederum im Ausdruck des Unheimlichen und Beklemmenden kulminiert. Werke von Max Ernst, Martin Kippenberger oder Mike Kelley beleuchteten vor allem diese Aspekte. Die unterschiedlichen Auffassungen der Künstler/innen stellten den Untergrund sowohl als konkreten wie auch als imaginären Ort dar und untersuchten die mit ihm verbundenen Utopien und Anti-Utopien des 20. Jahrhunderts.
Zwei jüngere Künstler, der in der Schweiz geborene und in Island lebende Christoph Büchel sowie der Belgier Kris Martin, entwickelten eigens für diese Ausstellung neue Werke, die die unmittelbare Umgebung von K21, den Ständehauspark und das historische Düsseldorf einbeziehen. Ein Stadtplan, auf dem das „unterirdische“ Düsseldorf als begehbarer Untergrund dargestellt wurde, gehörte neben Filmen und Lesungen zu den vielfältigen Begleitprojekten der Ausstellung. 

Künstlerische Leitung: Marion Ackermann
Kurator/innen: Florence Thurmes (LU), Kathrin Beßen
Künstler/innen: Christoph Büchel (CH), Thomas Demand, Max Ernst, Peter Fischli David Weiss (CH), Roni Horn (US), Mike Kelley (US), Martin Kippenberger, Kris Martin (B), Henry Moore (GB), Matt Mullican (US), Bruce Nauman (US), Gregor Schneider, Thomas Schütte, Jeff Wall (CA)

Kontakt

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
K21 Ständehaus

Ständehausstraße 1

40217 Düsseldorf

www.kunstsammlung.de (externer Link, öffnet neues Fenster)