In unserem Namen

Frei nach Aischylos und Elfriede Jelinek

In unserem Namen, Maxim Gorki Theater Berlin 2015 © Foto: Esra Rotthoff

„Wir flohen, von keinem Gericht des Volkes verurteilt, von allen verurteilt dort und hier.“ Als Reaktion auf die fortwährenden Flüchtlingsdramen gibt Elfriede Jelinek in ihrem Stück „Die Schutzbefohlenen” den Flüchtlingen und Asylsuchenden eine Stimme. Mit ihrem aggressiven und traurigen Text nimmt sie die Perspektive derer ein, die in Europa auf Rettung hoffen. In Anlehnung an Aischylos‘ Tragödie „Die Schutzflehenden“ formuliert Jelinek ein „Wir“ der Flüchtenden, jener, die keine Lobby und keine gemeinsame Sprache haben.
Mit Blick auf das Schicksal der Flüchtlinge fehlt es in Deutschland und Europa zwar nicht an öffentlicher Aufmerksamkeit, politischer Reflexion und auch punktuellen Aktionen, jedoch mangelt es an einer breiten gesellschaftlichen Bewegung. Die „Mehrheitsgesellschaft“ ist gespalten zwischen Solidarität, Überforderung und Abwehr. Inspiriert von Jelineks kraftvollem Text untersuchte der Regisseur Sebastian Nübling Flucht als Phänomen der Repression und kreierte mit dem Projekt „In unserem Namen“ einen politischen Raum jenseits offizieller Politik. Das Gorki Theater wurde zu einem Ort des „Wir“, zu einem Parlament, das den konstruierten Gegensatz zwischen Citizens und Non-Citizens befragte. Hauptspielort war der Zuschauerraum, die Akteure des Abends waren die Besucher sowie Schauspieler/innen mit unterschiedlichen Fluchterfahrungen. Diese haben in ihrer Muttersprache Auszüge aus Jelineks Text gelesen, der als Folie für ihre persönlichen Erzählungen über Flucht und Ankommen diente. Begleitet wurde das Projekt von Gesprächsrunden und performativen Interventionen. Nach den Aufführungen in Berlin sind Gastspiele in Wien, Zürich und Prag geplant.

Regie: Sebastian Nübling
Musikalische Leitung: Lars Wittershagen, Bühne: Magda Willi, Kostüme: Ursula Leuenberger, Dramaturgie: Ludwig Haugk
Chor: Maryam Abu Khaled, Ayham Majid Agha, Tamer Arslan, Elmira Bahrami, Vernesa Berbo, Karim Daoud, Anastasia Gubareva, Cynthia Micas, Mateja Meded, Hasan H. Taşgin, Mehmet Yılmaz sowie Orit Nahmias, Tim Porath, Dimitrij Schaad, Cigdem Teke, Thomas Wodianka

Kontakt

Maxim Gorki Theater

Am Festungsgraben 2

10117 Berlin

www.gorki.de (externer Link, öffnet neues Fenster)