Männlich Weiß Hetero

Ein Festival über Privilegien

"Straight White Men" von Young Jean Lee, © Julieta Cervantes

Mit dem zweiwöchigen Theaterfestival „Männlich Weiß Hetero“ hat das HAU nach dem großen Erfolg von „Precarious Bodies“ erneut das Thema Körperpolitiken aufgegriffen. In elf Produktionen aus den Bereichen Theater, Bildende Kunst, Tanz, Performance und Musik kreisten die Arbeiten diesmal um das in den Kulturwissenschaften entwickelte Bild des weißen, heterosexuellen Mannes als Stereotyp, das für Unauffälligkeit und das „Normale“ steht. Inhaltlicher Ausgangspunkt und Titelgeber für das Festival war die Produktion "Straight White Men" der New Yorker Regisseurin Young Jean Lee. Ihre Arbeiten stehen für eine Theatersprache, die normierte Geschlechter-Repräsentationen überschreitet und so das Publikum zwingt, sich mit seinen eigenen kulturellen Stereotypen auseinanderzusetzen. Der belgische Regisseur Luk Perceval und internationale Performer wie Mamela Nyamza, Ana Borralho & João Galante oder Thabiso Heccius Pule & Hector Thami Manekehla vertieften das Thema und stellten die Frage, ob wir wirklich einer Krise des melancholischen heterosexuellen männlichen Subjekts beiwohnen – oder ob seine Hartnäckigkeit nicht gerade in der Fähigkeit besteht, sich selbst permanent in Zweifel zu ziehen und zu reflektieren. Luk Perceval interessierte sich in seiner Inszenierung von Tschechows „Platonow“ für extreme Emotionen, ihre Ausdrucksmöglichkeiten und ihre gesellschaftlichen Ursprünge. Der US-amerikanische Choreograf Andros Zins-Browne befasste sich in seiner Tanzperformance mit der Figur des Cowboys, die bis heute Sinnbild westlicher und weißer Männlichkeit ist. Es entstand ein grotesker Abgesang auf die alten Helden, die für die pure Männlichkeit stehen. „SexyFM“ ist eine Performance der portugiesischen Künstler Ana Borralho & João Galante. Für die Aufführung in Berlin wurden eigens dreizehn Darsteller gecastet, die den Abend von der Bühne aus bestritten und mit dem Publikum interagierten. Die Produktion hinterfragt die Mechanismen, die unsere sozialen Identitäten bestimmen und die Definitionen von „männlich“ und „weiblich“ festlegen. Das begleitende Diskursprogramm entstand in Zusammenarbeit mit dem Missy Magazine.

Künstlerische Leitung: Kuratorenteam HAU Hebbel am Ufer
Theater: Young Jean Lee (US), Luk Perceval (BE)
Tanz: Andros Zins-Browne (US/BE), Marlene Monteiro Freitas (PT), Josep Caballero García
Performance: Ana Borralho & João Galante (PT), Zachary Oberzan (US), Thabiso Heccius Pule & Hector Thami Manekehla (ZA), Mamela Nyamza, Frances Stark

Kontakt

HAU Hebbel am Ufer

Stresemannstr. 29

10963 Berlin

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