Queering Holocaust History

Künstlerisch-wissenschaftliche Interventionen in die Holocaust-Erinnerungspolitik(en)

Nicht nur die Verfolgung schwuler Männer, sondern auch die Geschichte anderer geschlechtlich oder sexuell transgressiver Menschen wurde lange Zeit in Forschung und Erinnerungskultur des Holocaust marginalisiert. Erst seit Mitte der 1980er Jahre öffnen sich die Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager langsam diesen Opfergruppen. Die Kontinuität der Stigmatisierung nach Kriegsende hat nicht nur die Überlebenden zum Schweigen verurteilt, sondern auch in ihren Zeugnissen Spuren hinterlassen. Mit einem zweiteiligen Projekt wollte das Schwule Museum* einen Beitrag dazu leisten, nicht nur die vergessene Verfolgungsgeschichte jener Menschen zu würdigen, sondern auch ihre Widerständigkeit zu unterstreichen.
Mit Tucké Royales „Rache-Musical“ „Mit Dolores habt ihr nicht gerechnet“, einer fiktiven Held/innen-Geschichte auf Jiddisch, Deutsch und Russisch, inspiriert von Lebensgeschichten queerer Widerstandskämpfer/innen, wurde das Thema theatralisch umgesetzt. Die Protagonistin wurde als Puppe von vier Puppenspieler/innen animiert und durch eine vierköpfige Band musikalisch unterstützt. Das Stück war eine Koproduktion zwischen dem Puppentheater Halle, dem Gorki Theater Berlin und Kampnagel Hamburg und wurde auch an all diesen Orten aufgeführt. Daneben fand eine internationale wissenschaftliche Konferenz zum Thema „Holocaust, Sexualität, Stigma“ unter Leitung von Anna Hájková und Birgit Bosold statt, bei der es sowohl um eine Bestandsaufnahme der Forschungslage als auch um die Frage ging, wie eine Geschichte des Holocaust geschrieben werden kann, die queere Perspektiven unter Berücksichtigung der Queer Theory einbezieht. Vor diesem Hintergrund handelte die Konferenz übergreifend von Prozessen der Stigmatisierung und den dahinterliegenden Machtstrukturen. Eine öffentliche Podiumsdiskussion im Gorki Theater hat beide Teile des Projekts unter der Fragestellung zusammengeführt, wie die Geschichte der Sexualitäten dazu beitragen kann, die vergessenen Geschichten bisher massiv marginalisierter Menschen zu würdigen, und wie sich künstlerische Formen und die akademische Forschung wechselseitig beeinflussen.

Projektleitung: Birgit Bosold
Künstlerische Leitung: Tucké Royale
Mitwirkende: Ted Gaier, Yuriy Gurzhy (UA), Tobias Herzberg, Angy Lord, Josa David Marx, Oscar Olivo (US), Johannes Maria Schmit, Paula Sell
Tagungsleitung: Anna Hájková (GB), Birgit Bosold
Keynote Speaker: Elissa Mailänder (FR)
Teilnehmerinnen: Dagmar Herzog (US), Atina Grossmann (US), Laurie Marhoefer (US), Elissa Mailänder (FR), Regina Mühlhäuser, Cornelie Osborne (GB), Annette Timm (CA)

Weitere Termine:

Kampnagel, Hamburg: 10.–13.1.2018 (3-4 Aufführungen geplant);
Puppentheater Halle, Halle: 18.–19.1.2018;

Internationale Arbeitstagung "Holocaust, Sexualität, Stigma", Berlin: 6.–8.12.2017

Termine

Aktuell keine bevorstehenden Termine

Vergangene Termine

  • 26. Oktober, 2017 bis 28. Oktober, 2017: Aufführungen

    Maxim Gorki Theater, Berlin

Kontakt

Schwules Museum*

Lützowstraße 73
10785 Berlin

www.schwulesmuseum.de (externer Link, öffnet neues Fenster)