Sorry Not Sorry

Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Festivals „Fokus Tanz“ auf Kampnagel stellt die Tanz-Dramaturgie des Hauses ihre Entscheidungsmacht und Gewohnheiten der Festivalkuration zur Diskussion. Die diesjährige Ausgabe „Sorry Not Sorry“ will mit normativen Erwartungen an Tanz aus nicht-behinderter Perspektive brechen. Hierfür arbeitet Kampnagel ko-kuratorisch mit dem queeren, crip* (behinderten) Künstler Dan Daw und seiner von behinderten Menschen geleiteten Company Dan Daw Creative Projects zusammen.

Das Festival holt queere, behinderte Personen auf die Bühne, hinter die Bühne und ins Publikum. Ziel ist, zumindest zeitweise, eine neue Norm zu etablieren, in der die gegenseitige Fürsorge, intersektional verstandene Barrierefreiheit und queere Praxis in Bezug auf Alltag, Familie, Beziehungen und Intimität im Vordergrund stehen. Behinderung meint hier sichtbare wie nicht-sichtbare Behinderungen, Neurodivergenz und chronische Erkrankungen, die sich einer Definition entziehen. So will das Festival Raum für anti-ableistischen und anti-kapitalistischen Widerstand gegen eine tendenziell autoritäre und leistungsorientierte Mehrheitsgesellschaft bieten.

In einem absichtlich ausgedehnten Zeitraum von zwei Wochen werden künstlerische, queer crip* geleitete Produktionen aus Deutschland, Europa und Nordamerika präsentiert. Das Festival wird durchbrochen von einem „Restival“-Tag, an dem sich alle Teilnehmenden des Festivals ausruhen können. Das Architektur-Kollektiv Disordinary Architecture (UK) gestaltet das Festivalgelände um und schafft unkonventionelle Räume zum Liegen, Bewegen, Laut- und Leisesein.

Workshops, Gesprächsformate und ein „Crip-Meetup“ laden zu Vernetzung, Diskurs- und Weiterbildung ein. Eine Künstlerresidenz ermöglicht Einblick in Prozesse und Produktion von queer crip* Kunst. Zwei Open Calls richten sich explizit an in Deutschland lebende queer crip Künstler*innen, um die lokale Szene zu stärken.

Künstlerisch Beteiligte: Dan Daw Creative Projects, Sophia Neises, Rita Mazza, Unusual Symptoms, Disordinary Architecture, Shrouk El Attar, Jerron Herman u.a.