Programmbeschreibung
Die Hafenstadt Hamburg war eine der einflussreichsten Kolonialmetropolen Europas, ihre Geschichte ist eng mit dem Unrechtssystem, den kolonialen Herrschafts- und Gewaltverhältnissen verbunden. Mit der Initiative „Hamburg dekolonisieren!“ möchte die Hansestadt sich in den Jahren 2022-2024 in einem großen Vorhaben den Herausforderungen in besonderer Weise stellen, diese Vergangenheit aufzuarbeiten und deren Spuren in die Gegenwart sichtbar zu machen. Auch die Zivilgesellschaft der Stadt, die Freie Szene und ausgewählte Kultureinrichtungen sind eingeladen, aktiv zu werden und sich zu beteiligen. Es entstehen insgesamt vier Teilprojekte, in denen die Kolonialgeschichte der Hansestadt bearbeitet wird. Projektträgerin ist die Stiftung Historische Museen in Hamburg. Die Kosten des Gesamtprogramms belaufen sich auf 1 Mio. Euro, von denen das Land Hamburg und die Kulturstiftung des Bundes paritätisch eine Summe von bis zu 500.000 Euro tragen.
Ideenwettbewerb Bismarck-Denkmal
Die Stiftung Historische Museen Hamburg lobte in diesem Vorhaben 2023 einen internationalen Ideenwettbewerb aus, der das größte Bismarck-Denkmal Europas im Hamburger Stadtteil St. Pauli in einen Ort mit klarem Bekenntnis zu Demokratie, Gleichbehandlung und Pluralität verwandeln sollte. Mit der zeitgenössischen Kontextualisierung war der Wunsch verbunden, die Referenzen des historischen Bauwerks zu Kaiserzeit, Kolonialismus und Nationalsozialismus sichtbar zu machen. Gleichermaßen sollte die künstlerische Intervention für Themen rassistischer Diskriminierung und sozialer Gerechtigkeit sensibilisieren. Das Projekt realisierte die Initialphase des Ideenwettbewerbs bis zur Juryentscheidung und der Verkündung der Ergebnisse sowie die Ausstellung der Entwürfe im benachbarten Museum für Hamburgische Geschichte, die bis Anfang Januar 2024 lief.
Internationales Symposium und Netzwerk
Mit internationalen Diskursveranstaltungen wird die Hamburger Initiative die gesellschaftliche Debatte über koloniale Erinnerungskultur in den Städten befördern. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten und internationalen Vertreterinnen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur werden innovative Formen und neue Inhalte des Erinnerns und Gedenkens diskutiert. Darüber hinaus beteiligt das Projekt Menschen aus weiteren Städten und anderen Bundesländern, die sich in den letzten Jahren mit der Aufarbeitung des kolonialen Erbes beschäftigt haben.
Digitale Kartographierung der Hamburger Kolonialgeschichte
Digitale Instrumente werden immer wichtiger, um Sammlungsbestände und ihre Geschichte zu erschließen, Ergebnisse der Provenienzforschung transparent zu vermitteln und gleichzeitig auch international zugänglich zu machen. Die Initiative aus Hamburg wird zur interaktiven Weltkarte des Berliner Projektes DEKOLONIALE beitragen und diese um Hamburger Topographien, Geschichten und Widerstandsbiographien Schwarzer Menschen ergänzen.
Open-Air zur kolonialen Geschichte
Im Mai 2024 entstand ein temporärer Veranstaltungsort, der vielfältige künstlerische Interventionen präsentierte und einem breiten Publikum die Auseinandersetzung mit Folgen des deutschen wie insbesondere auch des Hamburger Kolonialismus eröffnete. Für das Open-Air wurden vier Schwerpunktbereiche ausgewählt: Kunst, Bildung/Vermittlung, Politik und Soziales. Die Veranstaltung wurde von externen Kuratorinnen oder Kuratoren betreut, die sowohl internationale, diasporische als auch mehrheitsgesellschaftliche Positionen und Perspektiven sichtbar werden ließen.
Termine
Aktuell keine bevorstehenden Termine
Vergangene Termine
22. Mai, 2024 bis 26. Mai, 2024: DIGGAHH - Dekolonial / Interaktiv / Gemeinsam / Gesellschaftlich / Aktuell / Hansestadt Hamburg)
Ein Open Air von Hamburger Initiativen der Zivilgesellschaft und der BIPoC-Community mit Workshops, Talks, Lesungen, Führungen, Kunst und Musik
Musikpavillon von „Planten un Blomen“, weitere Orte , Hamburg
26. Juli, 2023 bis 14. August, 2023: Bismarck neu denken
Präsentation der eingereichten Wettbewerbs-Entwürfe zur Kontextualisierung des Hamburger Bismarck-Denkmals
Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg