Im Glück. Neger
"Geschichte", sagte Sebastian Haffner, "wird falsch verstanden, wenn man die Dimension der unbekannten Privatleute vergisst." Thomas Heise, Regisseur der Filme "Vaterland" und "Stau", erzählt in "Im Glück. Neger" eine jener Familiengeschichten, die in der offiziellen Geschichtsschreibung nicht vorkommen. Zwei Jahre lang beobachtet Heise den Alltag von Menschen im sächsischen Riesa. Sein Dokumentarfilm gibt, wie er schreibt, "Nachricht von kleinen Leuten in Sachsen (Mitteleuropa) für eine andere Zeit."
Aus dem Pressetext des Projekts:
"Die Geschichte der Menschheit besteht aus braunem Packpapier. Ein darauf gemalter Balken von 2 x 20 cm entspricht 100 Jahren Zeit. Balken ist an Balken gereiht, mit Zahlen versehen. Die Zeit beginnt 20 cm vor der Null. Dann geschieht Nichts.
Schweigend vergehn Jahrhunderte. Bei 180 Zentimetern muß etwas gewesen sein: Über und unter die Zeitachse sind Bildchen auf das Packpapier geklebt, Zeichnungen von landwirtschaftlichen Arbeitsgeräten und Darstellungen von Brot und Getreide. Vier Jahrhunderte später folgen Einschlagskrater wie von Meteoren, die das billige Papier haben reißen lassen, dann wieder Nichts, die Zeit vergeht. Bis zu einem gekritzelten: JETZT.
Berlin. 1999 bis 2005.
Es sind Kinder, die gerade erwachsen geworden sind.
Verletzlich.
Sven, Lena, Thomas, Stephan und Daniela. Es geht ums Leben.
Die Nähe ist ungeheuer wie die Einsamkeit.
Es ist alles zu sehen.
Es gibt keine Interviews. Es gibt Vorgänge, Bilder, Texte, Briefe, Theater, Bitten, Verwaltungsakte, Blicke, Schwüre, Gesuche. Und einen Brief an mich."
Thomas Heise
Mitwirkende:
Peter Badel (Kamera), Jürgen Schönhoff (Ton), Mike Gürgen (Schnitt)
Buch und Regie:
Thomas Heise
Drehort:
Berlin, Stralsund, Riesa.
Produktionszeitraum:
Februar 1999 - Dezember 2005