Projektbeschreibung
Gemeinsam mit dem brasilianischen Nationalmuseum widmen sich die beteiligten deutschen Institutionen in diesem Pilotprojekt der Entwicklung digitaler Werkzeuge, die nicht nur die Sammlungen selbst zusammenführen und Informationen zu Objekten vernetzen, sondern auch postkoloniale Perspektiven und unterschiedliche Wissenspraktiken berücksichtigen.
Die biologische und kulturelle Vielfalt Amazoniens ist weltweit einzigartig. Davon zeugen auch historische Sammlungen aus Amazonien, die in den Depots mehrerer Berliner Museen aufbewahrt werden: Indigene Ritual- und Alltagsgegenstände befinden sich im Depot des Ethnologischen Museums, historische Landkarten und Publikationen indigener Mythen in der Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts und historische Pflanzensammlungen im Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin. Die Trennung dieser Sammlungen entspricht westlichen Wissenslogiken und historisch gewachsenen Arbeitsteilungen. Amazonien als Zukunftslabor will diese disziplinären, institutionellen und räumlichen Grenzen überwinden, um digitale und analoge Räume der Vernetzung zu schaffen.
Kooperation mit dem brasilianischen Nationalmuseum
Die Verbundpartner in Deutschland arbeiten eng mit dem durch einen Großbrand nahezu komplett zerstörten brasilianischen Nationalmuseum in Rio de Janeiro zusammen. Bei dem Brand im September 2018 hat das Museu Nacional den größten Teil seiner Sammlungen verloren. Insofern reagiert das Vorhaben auch auf eine internationale kulturpolitische Herausforderung.
Postkolonialer Zugang zu den ethnologischen Sammlungen
Disziplinär und institutionell geprägte Organisationslogiken von Dingen sollen ebenso Berücksichtigung finden wie indigene Wissensordnungen und Wissenspraktiken. Als Fallbeispiele dienen historisch-ethnographische und botanische Sammlungen aus den Regionen Oberer Xingú und Oberer Rio Negro im brasilianischen Amazonasgebiet bzw. kulturhistorische multimediale Bestände zu deren Kontextualisierung (u. a. Feldtagebücher, Fotografien, Karten, Tonaufnahmen, Filme, Sekundärliteratur). Sie wurden über die letzten 200 Jahre gesammelt und im Ethnologischen Museum, im Botanischen Museum und Botanischen Garten und im Ibero-Amerikanischen Institut aufbewahrt, klassifiziert, konserviert, restauriert und erforscht. Nur ein Teil dieser umfangreichen multimedialen Sammlungen und Bestände ist tiefergehend erschlossen und steht digital zur Verfügung. Auch sind sie bislang nicht institutionen- und länderübergreifend miteinander vernetzt worden.
Visualisierung und Vermittlung
Neben den digitalen Werkzeugen sollen gemeinsam mit dem Urban Complexity Lab der Fachhochschule Potsdam als Digitalem Partner sinnlich ansprechende Vermittlungskonzepte und Visualisierungen für die breite Öffentlichkeit entstehen, die online, aber auch in Ausstellungen des Berliner Humboldt Forums und des Botanischen Museums gezeigt werden.
Ein Verbundprojekt des Ethnologischen Museumund Ibero-Amerikanischen Institut (Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin), des Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin (Freie Universität Berlin) und des Museu Nacional Rio De Janeiro (Brasilien). Gefördert mit 780.000 Euro.
Termine
Aktuell keine bevorstehenden Termine
Kontakt
Ethnologisches Museum und Ibero-Amerikanisches Institut
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin
www.smb.museum/museen-einrichtungen/ethnologisches-museum (externer Link, öffnet neues Fenster)
www.preussischer-kulturbesitz.de/ueber-uns/einrichtungen/ibero-amerikanisches-institut (externer Link, öffnet neues Fenster)
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin
Freie Universität Berlin
https://bo.berlin (externer Link, öffnet neues Fenster)
Museu Nacional Rio de Janeiro, Brasilien
www.museunacional.ufrj.br (externer Link, öffnet neues Fenster)