Kleist: Krise und Experiment

Kulturgeschichtliche Ausstellung im Rahmen des Kleist-Jahres 2011

Kleist: Krise und Experiment. Foto: Carsten Steps / Fotolia

In zwei aufeinander bezogenen Teilen inszenierte die Schau „Kleist: Krise und Experiment“ Leben, Werk und Persönlichkeit des Literaten zeitgleich an zwei Standorten, die für das Leben des Dichters als Geburts- und Sterbeort bedeutungsvoll waren: in Frankfurt (Oder) und in Berlin.

Die Präsentation richtete den Fokus auf Kleist als Krisenspezialist, der von zahlreichen Katastrophen geprägt und aus seiner permanenten Krisenerfahrung heraus seine Ideen und Projekte entwickelte. Nach seiner Zeit beim Militär erneuerte Kleist ständig seinen Lebensplan, entwarf sich immer wieder neu. Seine Modelle der Krisenbewältigung und der Katastrophe sind Vergegenwärtigungen tief greifender Verunsicherungen und lebensweltlicher Bedrohungen, die sich in seinen Dramen und Novellen als Gerechtigkeitswahn und Selbstjustiz, Raserei oder Befreiungsideal formulieren. Aus Glücksvorstellungen und ihrem Scheitern leitet Kleist Experimente und Projekte ab.

Wenn aber das Leben aus Experimenten besteht, deren Verlauf nicht mehr berechenbar ist: Wie kam Kleist dann damit zurecht? In seinen literarischen Werken und auf dem Theater ragte er durch Extreme heraus, sowohl in der Darstellung von menschlichen Bindungen und ihrem Scheitern als auch in seinem radikalen Formwillen. Als Persönlichkeit, Dramatiker und Erzähler mit außergewöhnlichen Positionen von seinen Zeitgenossen meist unverstanden, erscheint Kleist heute als moderner Charakter.

Ziel der Ausstellungsmacher war, diese ungewöhnliche Biografie und dieses herausragende Werk zu fassen und die Nähe Kleists zu heutigen Lebenswelten und Lebensgefühlen, die Bedeutung seines kulturellen Erbes zu vermitteln. Die Szenografie der Schau bot sowohl eine didaktisch-erläuternde Erzählebene als auch bühnenhaft inszenierte Räume, durch die Kleists Texte, vor allem seine Briefe, leitmotivisch die Besucher führten. Zahlreiche Begleitveranstaltungen – darunter Gespräche und Vorträge, Literaturverfilmungen sowie Lesungen und Musikabende mit Kleist-Vertonungen – boten wissenschaftliche und künstlerische Diskurse und Kommentare zu den beiden Ausstellungen, die ein reich illustrierter Katalog ergänzte.

Wissenschaftliche und kuratorische Leitung:
Prof. Dr. Günter Blamberger, Stefan Iglhaut

Ausstellungsorte und -zeitraum:
Ephraim-Palais, Stadtmuseum Berlin und Kleist-Museum, Frankfurt (Oder)
21./22. Mai 2011 bis 29. Januar 2012

Rede der Künstlerischen Direktorin Hortensia Völckers

Zur Eröffnung der Ausstellung "Kleist: Krise und Experiment" im Ephraim-Palais in Berlin am 20. Mai 2011

Rede zur Eröffnung der Kleist-Ausstellung

Weitere Reden der Künstlerischen Direktorin (externer Link, öffnet neues Fenster)

Kontakt

Anne Maase
Kulturstiftung des Bundes

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