Einleitung zur Initiative
Die Kulturstiftung des Bundes hat bereits eine Reihe von Programmen und Initiativen auf den Weg gebracht, die Veränderungsprozesse in Museen anstoßen sollen. Die "Initiative für Ethnologische Sammlungen" führt die im Rahmen der Projekte Museum Global (seit 2014) und Humboldt Lab Dahlem (2012–2015) begonnene Förderung einer zeitgemäßen und globalen Ausrichtung von Museumsammlungen fort.
Beteiligt an der Initiative für ethnologische Sammlungen sind das Hamburger MARKK - Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt (externer Link, öffnet neues Fenster), das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig (externer Link, öffnet neues Fenster) und das Stuttgarter Linden-Museum (externer Link, öffnet neues Fenster), alle in öffentlicher Trägerschaft und im Besitz kulturhistorisch herausragender Sammlungen. Die drei Einrichtungen haben ihre Dauerausstellungsbereiche entweder komplett aktualisiert oder arbeiten an einer grundlegenden Erneuerung. Im Rahmen der Initiative Ethnologische Sammlungen werden die Museen darin unterstützt, modellhaft neue Wege in der Kooperation mit den Herkunftsländern ihrer Sammlungsobjekte einzugehen, innovative Formen der musealen Präsentation zu erproben und ihre Häuser noch stärker für die Teilhabe und Partizipation der lokalen Stadtgesellschaft sowie zivilgesellschaftlicher Akteure zu öffnen. Die Ergebnisse der Forschungsprozesse sollen in die künftigen Dauerausstellungen einfließen. Kaum eine der genannten Aufgaben lässt sich kurzerhand erfüllen. Allein die systematische Entwicklung und Umsetzung einer kolonialzeitlichen Provenienzforschung stellt eine Herkulesaufgabe dar, die in den Einrichtungen auf Jahre hinaus zusätzliche – vor allem personelle – Ressourcen erfordern wird. Ebenso wird die mit der Geschichte und Präsentation ethnologischer Sammlungen aufgeworfene Frage nach dem kolonialen Erbe auf Debatten über eine Einwanderungsgesellschaft ausstrahlen, in der das Miteinander von Menschen verschiedener Herkunft, Sprache, Weltanschauung oder Religion zu einer zentralen gesellschaftlichen Gestaltungsaufgabe werden wird.
Die Kulturstiftung des Bundes fördert die Initiative für ethnologische Sammlungen in den Jahren 2018 bis 2022 mit Mitteln in Höhe von bis zu 3,3 Mio. Euro.
Reinventing GRASSI.SKD 2021-23
Mit dem Zukunftsprogramm REINVENTING GRASSI.SKD plant das GRASSI Museum bis 2023 eine weitreichende Umgestaltung des Museums. Schritt für Schritt möchte sich das Haus zu einem Netzwerkmuseum wandeln, in dem verschiedene Stimmen zu Wort kommen. Gemeinsam mit internationalen Akteuren und Besucherinnen sollen kritische Perspektiven auf die ethnologischen Sammlungen geworfen und deren Erwerbs- und Ausstellungsgeschichte genauer betrachtet werden.
Das Museum gibt in mehreren Teileröffnungen Einblicke in seine fortlaufende Umgestaltung und stellt künstlerische Projekten vor, die neue Perspektiven auf ethnologische Sammlungen, deren Objekte und die damit verknüpfte Erwerbs- und Ausstellungsgeschichte geben und diese kritisch reflektieren. Mit der ersten Teileröffnung im März 2022 konnten Besucher Einblicke in die kolonialzeitliche Museumsgeschichte gewinnen und einige der Akteure und Netzwerke kennenlernen, die große Teile der ethnologischen Sammlungen nach Sachsen brachten. Das Künstlerkollektiv PARA widmete sich einer fast vergessenen Geschichte: die Entführung der Spitze des Kilimandscharo durch Hans Meyer und der Frage, wie diese womöglich wieder nach Tansania zurückkehren könnte. Ebenso wurden die von Meyer erworbenen und vorher von den Briten geraubten sogenannten Benin-Bronzen näher beleuchtet. Aktuell zeigt das GRASSI im Rahmen der dritten Teileröffnung die Benin-Bronzen zusammen mit Werken des Künstlers Enotie Ogbebor. Die Präsentation ist mit der Frage verbunden, welche Formen des Austauschs in Zukunft möglich sind und damit, wie und wo die Benin-Bronzen fortan gezeigt werden können.
Im neu eröffneten BACKSTAGE Bereich schafft das Museum zudem Raum für exploratives Kuratieren. Hier werden Wissenschaftlerinnen, Künstler und andere Akteurinnen verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit Objekten diskutieren und museale Ordnungen reflektieren, um die Dinge in Bewegung zu bringen. Gemeinsam mit jungen Erwachsenen arbeitet das Museum weiterhin an postkolonialen Zukunftsperspektiven und testet Roboter für ein neues Besuchererlebnis.
Weitere Infos unter: www.grassi-voelkerkunde.skd.museum (externer Link, öffnet neues Fenster)
LindenLAB
Das Arbeitsprinzip des Labors aufgreifend, entwickelt und erprobt das Linden-Museum in acht Linden LABs neue Formen musealer Wissensproduktion, Vermittlung und Präsentation. Ausgewählte Sammlungen und Objekte helfen dabei, Aspekte gesellschaftlicher Ungleichheit und das Wirken (post-)kolonialer Strukturen im Museum zu thematisieren. Alle Labs setzen sich mit übergreifenden Themen auseinander wie z.B. Praktiken ethnografischen Sammelns, kolonialzeitliche Strukturen und ihre Nachwirkungen in der Gegenwart, die Verteilung von Deutungshoheit im musealen Betrieb und die Rolle ethnologischer Museen heute. Dazu werden partizipative Formate mit der Forschungsarbeit verbunden, um Verflechtungen offenzulegen und zu reflektieren. Im Museum entsteht so ein innovativer und experimenteller Raum, der einen intensiven Austausch mit Vertreterinnen der Herkunftsgesellschaften, Angehörigen der Stuttgarter Stadtgesellschaft, Wissenschaftlerinnen und Künstlern ermöglicht. Prozess und Ergebnisse werden ab 2020 zweimal jährlich präsentiert. Darüber hinaus werden die Ergebnisse in die neue Dauerausstellung einfließen.
- LAB 1: Museen und indigene Gesellschaften: Neue Formen der Zusammenarbeit / Fokus: Kayan/Kayaw (Myanmar)
- LAB 2: Neue Wege der Provenienzforschung und deren Vermittlung / am Beispiel der für die Labs ausgewählten Sammlungsbereiche
- LAB 3: Whakawhānaungatanga: Connecting taonga Māori across time, place and people / Fokus: Māori (Neuseeland)
- LAB 4: Entangled: Stuttgart — Afghanistan. Verflechtungen von Geschichte, Sammlung, Menschen / Fokus: Afghanistan
- LAB 5: (in) Beziehungen sein / hinterfragen / lernen / aufbrechen
- LAB 6: Spuren aus dem Depot / Fokus: Kamerun, Sammlung Bertram
- LAB 7: El „buen vivir“ mapuche – Was ist ein „gutes Leben“? / Fokus: Mapuche (Chile)
- LAB 8: Was bleibt? Erkenntnisse für die Zukunft des Linden-Museums
Weitere Infos unter www.lindenlab.de (externer Link, öffnet neues Fenster)
MARKK in Motion
Im Rahmen einer dreijährigen Forschungs-, Planungs- und Experimentierphase arbeitet das MARKK in Hamburg intensiv an einer Neupositionierung. Regelmäßig stattfindende Beratungsgespräche mit externen Gästen sollen den Prozess durch kritische Reflexion und neue Denkanstöße begleiten. Die Erkenntnisse und Überlegungen fließen in die Konzeption der neuen Dauerausstellung ein.
Der 2019 eröffnete Workspace „Zwischenraum – A Space Between“ (externer Link, öffnet neues Fenster) erlaubt Interessierten einen Blick hinter die Kulissen der laufenden Museumsarbeit. Hier wird das neue Museum erprobt und ein Raum für Diskurse und performative Momente eröffnet. Im Video Podcast (externer Link, öffnet neues Fenster) aus dem Zwischenraum erzählen u.a. Kuratoren oder die MARKK in Motion-Fellows über ihre Arbeit. Kuratorische Forschungsfellowships und Kunstresidenzen prägen die Neukonzipierung mit eigenständigen Projekten.
Weitere Infos unter www.markk-hamburg.de (externer Link, öffnet neues Fenster)
Termine
Aktuell keine bevorstehenden Termine
Vergangene Termine
30. November, 2023 : Re:Opening No.4
Vierte Teileröffnung im Rahmen von REINVENTING GRASSI.SKD mit neuen Ausstellungsbereichen, einer Intervention in Zusammenarbeit mit Mary Osaretin Omoregie und Präsentation des Forschungsprojektes "Umgekehrte Sammlungsgeschichte"
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Leipzig
10. Mai, 2023 bis 11. Mai, 2023: Werkstattgespräche und Abschlussveranstaltung
Treffen aller Partnermuseen mit öffentlichen Werkstattgesprächen, Vorstellung der gemeinsamen Publikation „From Conservation to Conversation“ und Abschlussveranstaltung
MARKK - Museum am Rothenbaum, Hamburg
20. April, 2023 bis 30. Juli, 2023: Ausstellung "Lose Enden"
MARKK, Hamburg
9. Dezember, 2022 : Re:Opening No.3
Dritte Teileröffnung im Rahmen von REINVENTING GRASSI.SKD mit neuen Spielräumen, Fotoarbeiten, Einblicken in aktuelle Projekte u.v.m.
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Leipzig
18. Oktober, 2022 : Gespräch: rapa nui
Zu Fragen der Herkunft, Aneignung und des Umgangs mit Human Remains der Ivi Tupuna (Vorfahren) und den Sammlungen aus Rapa Nui.
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Leipzig
11. Oktober, 2022 : prep room talks no 4 mit Sarah Imani
Rückgabe und postkoloniale Kritik aus juristischer Perspektive
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Leipzig
29. September, 2022 : Woonkammer: Rethinking Museum Methodologies through Collaborations
Léontine Meijer-van Mensch im Gespräch mit Michael Gyimah
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Leipzig
13. September, 2022 : prep room talk no. 3 mit Zoltán Ginelli
Decolonizing Eastern Europe? Global History and the Politicization of Colonialism in Hungary / Veranstaltung in englischer Sprache
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Leipzig
20. Mai, 2022 bis 20. Oktober, 2022: Ausstellung: "Archiv der Erfahrungen"
Eröffnung am 21.5., 16 Uhr mit Prof. Dr. Barbara Plankensteiner (Direktorin MARKK), Dr. Lutz Nitsche (Vorstandsreferent Kulturstiftung des Bundes), Rasha Salti (Kuratorisches Team der Triennale der Photographie Hamburg 2022), Martha Kazungu und Gabriel Schimmeroth (Kuratorinnen MARKK)
MARKK - Museum am Rothenbaum, Hamburg
3. März, 2022 : REINVENTING GRASSI.SKD - Eröffnung des 1. Ausstellungsteils
Digital ab 18 Uhr
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Eröffnung im Livestream: grassi-voelkerkunde.skd.museum/ausstellungen/reinventing-grassiskd-2021-23/, Leipzig
9. September, 2021 bis 10. September, 2021: From Conservation to Conversation – Rethinking Collections Care
Internationaler Workshop
MARKK Museum am Rothenbaum, Hamburg
13. August, 2021 bis 15. August, 2021: Sommerfest „Hey Hamburg Kennst Du Duala Manga Bell?“
Aktionswochenende zur aktuellen Sonderausstellung
MARKK Museum am Rothenbaum, Hamburg
13. Juni, 2021 : Begegnungen zwischen Nähe und Distanz, LindenLAB 4 Orient
Führung und Gespräch mit Dr. Annette Krämer, Islamwissenschaftlerin, Orient-Referentin im Linden-Museum, 14:00–15:30 Uhr
Linden-Museum, Orient-Ausstellung , Stuttgart
30. März, 2021 : Digitale Eröffnung | LindenLAB 4 + 5
LAB 4: Entangled: Stuttgart - Afghanistan |
LAB 5: (in) BeziehungenZoom, online
19. März, 2021 : Dekolonisiert den Blick! Digitales Werkstattgespräch, LindenLAB 5
Ab 19:30 Uhr im Livestream
www.youtube.com/LiMuStuttgart, www.facebook.com/LindenMuseumStuttgart
25. Juni, 2020 : Digitale Eröffnung des Linden-LAB 2: Objekte und Sammler - Neue Wege der Provenienzforschung und deren Vermittlung
Ab 19 Uhr im Livestream:
www.youtube.com/LiMuStuttgart, www.facebook.com/LindenMuseumStuttgart
28. Februar, 2020 bis 29. Februar, 2020: Konferenz: Das neue Museum - Ideen für das ethnologische Museum der Zukunft
Linden-Museum Stuttgart, Hospitalhof , Stuttgart
Kontakt
Dr. Lutz Nitsche
Kulturstiftung des Bundes
Franckeplatz 2
06110 Halle (Saale)
Tel.: +49 (0)345 2997 104
Fax.: +49 (0)345 2997 333
E-Mail an Dr. Lutz Nitsche