Als Informationsangebot und Forum des Austauschs für interessierte Antragsstellerinnen und Antragsteller ging der Fonds „Stadtgefährten“ zwischen August und November 2015 auf Tour zu den Museen in Deutschland. An sechs zentral gelegenen Stadtmuseen machte er Station, stellte interessante Partnerschafts-Projekte aus dem Museumsbereich vor, informierte über die Fördergrundsätze und lud dazu ein, in mehreren praktischen Workshops Inspiration zu Themen wie Partizipation oder Verstetigung von Projekten zu finden.
Gedacht als Hilfsmittel auf dem Weg zur Antragsstellung im Fonds „Stadtgefährten“ und ganz allgemein als Anregung für die Entwicklung eigener Projektideen, möchten wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf dieser Seite Materialien zu den Impulsreferaten und Workshops der Infotour-Stationen für die eigene Verwendung zugänglich machen.
Leider können aus technischen oder rechtlichen Gründen nicht zu allen Vorträgen Audio-Mitschnitte und Präsentationen angeboten werden.
Impulsreferate
Elisabeth Abgottspon, Ortsmuseum Küsnacht, Schweiz
Mehr als ein Dingsda
Die Museumsleiterin und Kuratorin Elisabeth Abgottspon vertritt das Ortsmuseum Küsnacht aus der Schweiz, das immer wieder verschiedene Kooperationen eingeht und mit einem kleinen Budget unterschiedliche Vermittlungsformen ausprobiert. In Erfurt stellte Elisabeth Abgottspon mit „doozmaal – Hörspiele zum Anschauen“ einen Teil der Dauerausstellung sowie die Sonderausstellung „Dingsda! Alltägliches und Kurioses aus der Museumssammlung“ näher vor: Wie werden aus Erinnerungen begehbare Hörspiele? Was für Geschichten erzählen 600 Dinge? Wie lassen sich die Besucherinnen und Besucher bei den Objektlegenden einbeziehen? Die Beispiele gaben Anregungen, wie gesammelte Erinnerungen im Raum erlebbar gemacht werden können.
Elisabeth Abgottspon ist Kuratorin im Ortsmuseum Küsnacht. In ihrer Museumsarbeit legt sie den Schwerpunkt mehr auf den kuratorischen Ansatz als auf das Sammeln. Sie setzt auf thematische Ausstellungen, die zum Begegnungsort für die Einheimische wie Besucher werden. Im Zentrum der Präsentation stehen die Erinnerungen und Geschichten der Menschen.
Marie Breinl, museum borna / Christian Schmidt, Agentur Zeitläufer, Leipzig
Ortswechsel. Ein Projekt mit neuen Perspektiven und neuen Partnern für neue Zielgruppen
Anhand des partizipativen Ausstellungsprojektes „Ortswechsel – Migrationsgeschichte(n) in Borna“, das 2014 am museum borna durchgeführt wurde, wird gezeigt, wie sich durch einen lebensweltlichen Perspektivwechsel auf bereits vorhandene Themenbereiche eines Museums Projekte konzipieren lassen, die mit neuen Themen und neuen Partnern auch neue Zielgruppen erreichen können. Im Falle dieses Projektes waren es Jugendliche, die bisher im im museum borna kaum präsent waren. Unter Anleitung erarbeiteten sie eine Sonderausstellung, die sich mit den verschiedenen Formen von Migration in der Stadt auseinandersetzte. Dabei wurden im Ort lebende Migranten nach ihren Migrationsgeschichten befragt und dazu gehörige Exponate recherchiert.
Die Ansprache der Jugendlichen fand über Partner statt, die in direktem Kontakt mit dieser Zielgruppe stehen. Über externe Wissenschaftler erfolgte die fachliche Umsetzung. Inhalte und Ziele des Projektes sind ebenso Thema des Vortrages wie die Vorteile der Zusammenarbeit mit den neuen Partnern.
Marie Breinl arbeitet als Museumspädagogin am Museum der Stadt Borna. In Zusammenarbeit mit Courage e.V., dem Projekt Schulsozialarbeit des Internationalen Bund e. V. und der Agentur Zeitläufer aus Leipzig realisierte sie das Projekt “Ortswechsel – Migrationsgeschichte(n) aus dem Bornaer Land”, das 2014 vom Deutschen Museumsbund für den BKM-Preis Kulturelle Bildung des Bundesministeriums für Kultur und Medien vorgeschlagen wurde.
Susanne Feldmann, Stadtmuseum Halle/Saale
HEIMAT Halle Neustadt
Das Stadtmuseum Halle entwickelte und realisierte 2014 in Partnerschaft mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Kunsthochschule ein Ausstellungsprojekt zum des 50. Jahrestag der Grundsteinlegung von Halle-Neustadt. Aufgrund der noch jungen Geschichte des Ortes, die sich im Rückblick zudem in durch zwei sehr gegensätzliche Wahrnehmungen geprägte Hälften teilte, entschied das Stadtmuseum, sich unmittelbar vor Ort zu begeben. Akteure und Bürger waren aktiv an der Erarbeitung der Ausstellung beteiligt, die dann auch vor Ort gezeigt und durch Veranstaltungen zusätzlich belebt wurde. Als konzeptioneller Zugriff wurde der identifikatorische Begriff „Heimat“ gewählt, der auch als Ausgangspunkt für die Umsetzung der Ausstellungsgestaltung durch zehn Studierende der Innenarchitektur von der Kunsthochschule diente. Das Stadtmuseum machte die Erfahrung, dass die aufsuchende Rolle im Vergleich mit klassischen Ausstellungsprojekten zwar mit einem signifikant höheren Aufwand verbunden war, aber gleichzeitig eine spürbar intensivere Aktivierung der Stadt(teil)bewohner ermöglichte. Damit konnte das Ausstellungsprojekt einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des 50jährigen Jubiläums von Halle-Neustadt leisten.
Susanne Feldmann hat in Siegen und Tübingen Empirische Kulturwissenschaft und Germanistik studiert. Nach Engagements als Regieassistentin und Dramaturgin am Landestheater Tübingen und beim freien Theater in situ Chur war sie 15 Jahre freiberuflich als Kuratorin, Kulturwissenschaftlerin und Dramaturgin tätig, u. a. für die Stadtmuseen Esslingen und Tübingen oder die Zürcher Museen Bellerive und Strauhof. Seit 2011 ist sie als Kuratorin am Stadtmuseum in Halle (Saale) angestellt. Nach ihrem Verständnis sollten Stadtmuseen aufgeschlossene, fantasievolle und zeitgemäße Akteure innerhalb der städtischen Gesellschaft sein.
Dr. Jan Willem Huntebrinker, Historisches Museum Hannover
Jugendliche Lebenswelten im Museum – welche Rolle spielen Partizipation, Migration und der Wandel von Wissenskulturen?
Die überwiegende Zahl von Jugendlichen hat den ersten Kontakt mit einem Museum im Rahmen eines Museumsbesuchs mit der Schule. Das Museum wird von den jungen Besuchern dann als Lernort erfahren, der an schulischen Bedürfnissen orientiert ist. Diese Rahmenbedingung wirkt sich aus Sicht der Jugendlichen nicht immer günstig darauf aus, ein weitergehendes und individuelles Interesse am Museum zu entwickeln. So wichtig und gut die klassische Zusammenarbeit zwischen Schule und Museum ist, sollten wir daher über alternative Formen nachdenken, wie ein Museum für Jugendliche zu einer relevanten Institution werden kann.
Der Beitrag stellt einige Projekte des Historischen Museums Hannover vor, in denen es Jugendlichen ermöglicht wurde, ihre Perspektiven und Interessen in die Arbeit des Museums einzubringen. Es ging dabei also um Partizipation der Jugendlichen an der Erarbeitung von Darstellungen und Inhalten des Museums. Beteiligung als Methode spielte dabei eine gewichtige Rolle, da sie den Jugendlichen ermöglicht ihre eigenen Sichtweisen einzubringen und das Museum in ihrem Sinne mitzugestalten. Besonders deutlich wird dies bei der Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus Zuwandererfamilien. Sie erarbeiteten Beiträge über ihre Wahrnehmungen und Lebenswelten in der Stadt. Damit wurden sie als Experten für ihre Lebenswelten angesprochen.
Der Beitrag diskutiert abschließend, inwiefern die Partizipation von Gruppen und Personen der Stadtgesellschaft an der Erarbeitung von Inhalten und Darstellungen des Stadtmuseums auch die Rolle der Besucher und der Kuratoren verändert, indem sich ein Wandel von Expertenrollen abzeichnet. Gefragt wird dabei, welche Bezüge dieser Wandel zu anderen Veränderungen in der Wissenskultur aufspannt.
Alle im Beitrag vorgestellten Projekte liefen in enger Partnerschaft mit lokalen Vereinen, Institutionen und Organisationen aus der Bildungs- und Kulturarbeit oder der Arbeit mit Migranten. Insofern versteht sich die Vorstellung der hier aufgezeigten Projekte auch als Anregung dafür vergleichbare Partnerschaften zwischen Museen und lokalen Akteuren anzubahnen.
Der Historiker Jan Willem Huntebrinker leitet seit 2009 die Abteilung „Bildung und Kommunikation“ des Historischen Museums in Hannover. Neben der Geschichte der visuellen Kultur und der Kriminalitätsgeschichte gehören vor allem Stadtmuseen im Wandel zum Gegenstand seines Interesses.
Angela Jannelli, historisches museum frankfurt
Kooperationspartner, Keyworker und Co-Kuratoren – das Stadtlabor und sein Netzwerk
Mit dem Stadtlabor unterwegs verlässt das historische museum frankfurt die eigenen Räumlichkeiten und geht hinaus an die unterschiedlichsten Orten in der Stadt: in ganze Stadtviertel und soziale Brennpunkte aber auch ins Freibad oder in private Wohnungen oder Gärten. Dort können die StadtbewohnerInnen Ausstellungen oder Veranstaltungsformate mit ihren eigenen Geschichten und Kunstformen gestalten. Dabei geht historische museum frankfurt von vier zentralen Prämissen aus: (1) Die Stadt ist der gemeinsame Referenzrahmen für alle Besucher – Touristen wie Einheimische; (2) Die Stadt muss aus unterschiedlichen Perspektiven gezeigt werden, die möglichst viele BewohnerInnen repräsentieren; (3) Die Frankfurter selbst sind Experten für ihre Stadt; (4) Das Museum hat die Aufgabe die Geschichte(n) der Stadt zu erzählen und erforschen.
Der Vortrag berichtete über die zentrale Rolle lokaler Netzwerke und Multiplikatoren, die mit den Gegebenheiten und Menschen vertraut sind, für den Erfolg von auf Partizipation angelegter Projekte. Thematisiert wurde außerdem der Rollenwandel, den die an den Stadtlaboren beteiligten KuratorInnen und Museumsmitarbeiter im Rahmen einer auf Augenhöhe angelegten Zusammenarbeit mit den Menschen aus der Stadt erfahren. Ein Faktor, der andererseits große Bedeutung hat für die Wahrnehmung Museums, das auf einmal ein menschlicheres Antlitz erhält. Partizipative Projekte, die in die Stadt hinein wirken, können damit nicht zuletzt die Wahrnehmung und das Image des Museums in der Stadt entscheidend mitprägen. Ein Befund, der zu der Frage führte, mit welchen Maßstäben der Erfolg partizipativer Projekte gemessen werden könne oder ob es nicht notwendig sei dazu neue Evaluationsansätze zu entwickeln.
Angela Jannelli ist Kulturanthropologin/Volkskundlerin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Museum in Frankfurt am Main. Die Dozentin für Museologie und Kuratorin reflektiert und erarbeitet partizipative und gegenwartsorientierte Ausstellungsprojekte wie das Stadtlabor oder die Bibliothek der Alten.
Theresia Kiefer, Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen
Der hack-museumsgARTen. Ein Garten für alle!
Der Gemeinschaftsgarten des Wilhelm-Hack-Museums befindet sich seit 2012 auf dem Hans-Klüber-Platz, an der Rückseite des Museumsgebäudes. In Kisten auf Paletten werden Blumen, Gemüse und Kräuter angebaut. Wildbienenhäuser, Bienenstöcke und ein begehbarer Blumentopf bereichern den Garten, ebenso wie die aus Fundstücken erbauten Brunnenanlagen oder eine zum Gartenhaus umfunktionierte Kunsttransportkiste. Im hack-museumsgARTen engagieren sich knapp über 200 Personen. Viele kommen aus der benachbarten Wohnumgebung, darunter sind Kinder- und Jugendeinrichtungen, Grundschulen, Kindergärten, soziale, kirchliche und städtische Einrichtungen. Es beteiligen sich Vereine, Firmen aber vor allem Privatpersonen und Familien sowohl aus der unmittelbaren Nachbarschaft als auch Personen aus anderen Stadtteilen. Die „Gärtnerschaft“ bildet ein breites Band quer durch alle Bevölkerungsschichten, Altersgruppen und Nationalitäten. Der Garten ist zu einem Ort der Begegnung geworden, an dem interkulturelle Feste, Konzerte, Workshops und viele Veranstaltungen stattfinden. Als soziokulturelles Projekt hat sich der Garten in den letzten vier Jahren zu einer wichtigen Außen-Plattform des Museums entwickelt, über die viele Kooperationen entstanden sind und die viele Menschen mit den Ausstellungen und der Arbeit des Museums vertraut gemacht hat.
Theresia Kiefer ist Kuratorin am Wilhem-Hack-Museum in Ludwigshafen. Sie hat den hack-museumsgARTen am Museum als Urban Gardening-Projekt auf die Beine gestellt und lädt damit die Museumsbesucher und Ludwigshafener zur Teilhabe und zum Gärtnern ein.
Franziska Mucha, historisches museum frankfurt
„mein Frankfurt-Modell" – Kooperationspartner, Keyworker und Co-Kuratoren im Projekt "Frankfurt Jetzt!"
Ab 2017 zieht die Gegenwart ins historische museum frankfurt ein: In der neuen Dauerausstellung Frankfurt Jetzt! bringt das Frankfurt-Modell die aktuellen Perspektiven der Frankfurter/innen ins Museum. Auf 70 Quadratmetern werden die Eigenheiten der Stadt mit persönlichen Geschichten und Fundstücken lebendig. Im Mittelpunkt steht die dynamische Stadt, die durch ihre Bewohner/innen geformt, belebt und verändert wird.
Alle 700.000 Frankfurter/innen sind als Stadtexperten eingeladen ihr Wissen über die Stadt zu teilen. Das Ziel ist es, die Stadt aus vielen unterschiedlichen Perspektiven erfahrbar zu machen und zu zeigen: Frankfurt ist viele Städte. Gemeinsam mit Kooperationspartnern und Keyworkern wurde 2015 eine erste Sommertour umgesetzt, an der über 1100 Frankfurter/innen teilgenommen haben. Die partizipative Stadterforschung bildet den Anfangspunkt einer interaktiven Internetplattform, auf der jede/r zu einer ständig wachsenden Frankfurt Jetzt!-Sammlung beitragen kann.
Franziska Mucha ist als freie Mitarbeiterin (bis September 2015 als Volontärin) am Historischen Museum in Frankfurt am Main tätig und wendet sich im Rahmen ihrer Arbeit unter anderem der partizipativen Stadt(er)forschung zu. In diesem Zusammenhang arbeitet sie an der interaktiven Installation „Frankfurt-Modell“, die in die gerade im Entstehen begriffenen Dauerausstellung „Frankfurt Jetzt!“ Eingang finden wird. Sie hat Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis in Hildesheim studiert und ist Mitbegründerin des Instituts zur Aneignung und Nachhaltigkeit des Scheiterns.
Mein-Frankfurt-Modell auf historisches-museum.frankfurt.de
Anja Piontek, Schlossmuseum Murnau
Meine Sache. Bremens Gegenwart
„Meine Sache. Bremens Gegenwart“ fand 2005/06 im Focke-Museum, dem Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte als experimentelles Ausstellungsprojekt statt. Im Rahmen des partizipativen Projekts zu Stadtgeschichte(n) und zum Sammeln in der Gegenwart wurde die Bremer Bevölkerung dazu eingeladen, die Exponate für einen „Jahresrückblick der besonderen Art auf Bremen im Jahr 2005“ selbst vorzuschlagen und zu begründen. Aus persönlichen Dingen und den daran fest gemachten eigenen Erinnerungen entstand eine Ausstellung, die die partizipativen Prozesse auch über die Ausstellungsgestaltung fortführte und offen kommunizierte. Aus Kuratorensicht verband sich mit dem Projekt das Ziel, Partizipation in verschiedenen Bereichen musealer Arbeit praktisch zu erproben sowie zu erkunden, wie Gegenwärtiges gesammelt und vermittelt werden könnte.
Anja Piontek war Mitglied des Kuratorenteams der Ausstellung „Meine Sache. Bremens Gegenwart“. Sie studierte Lehramt und museale Kunst- und Kulturvermittlung. Derzeit leitet sie die Vermittlungsabteilung am Schloßmuseum Murnau und schreibt an der Universität Bremen ihre Dissertation über partizipative Ausstellungsprojekte. Davor war sie u.a. in Projekten als Vermittlerin, Kuratorin sowie im Marketing an Museen verschiedener Sparten in Bremen und Hamburg tätig sowie als Lehrbeauftragte im Fachbereich Museologie der Universität Würzburg zum Thema “Stadtmuseen mit Zukunft”
Wiebke Ratzeburg, Stadtmuseum Tübingen
„Kassiere und regiere!“ – Eine Mitmachausstellung zu 500 Jahre Tübinger Vertrag
Welchen Stellenwert kann denn ein Stadtmuseum in einer Kommune haben? Welche Position wünscht sich da das Museum selbst? Und – ganz wichtig – was wünschen sich eigentlich die Besucher und Benutzer? Anhand konkreter Beispiele wird vorgestellt, welche Wege das Stadtmuseum Tübingen erprobt, um ein klassisches kommunales Museum mit historischer Dauerausstellung für weitere Bevölkerungsgruppen zu öffnen und neue Publikumskreise zu gewinnen. Kooperationen und Partnerschaften werden als arbeitsaufwändige aber besonders ertragreiche Möglichkeit thematisiert, um die fragmentierten Communities einer modernen Stadtgesellschaft anzusprechen und das Expertenwissen von Praktikern aus unterschiedlichen Bereichen in die Museumsarbeit einzubeziehen. Damit dies gelingen kann, bedarf es nicht nur der Bereitschaft der Museumsmitarbeiter, sich auf eine neue Kommunikationsform und ein veränderte Aufgabenprofil einzulassen, sondern auch klarer Spielregeln der Zusammenarbeit.
Wiebke Ratzeburg studierte unter anderem Kunstgeschichte und Geschichte. Als Kulturmanagerin, freie Kuratorin und Dozentin arbeitete sie für verschiedene Häuser wie etwa das Braunschweiger Museum für Photographie, das Stuttgarter Stadtmuseum oder die Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste. Seit 2012 ist sie als Leiterin des Tübinger Stadtmuseums um die Öffnung des Museums für neue Themen bestrebt.
Videobeispiel „PROTEST! Stricken, Besetzen, Blockieren in den 1970er- und 80er-Jahren in Tübingen“
Videobeispiel „Kassiere und regiere!“ – Ausstellung im Stadtmuseum Tübingen
Workshops
Mit Fragen von der Idee zum Projekt: Toolbox zu den fünf Workshop-Formaten (öffnet neues Fenster)
#1 Den Blick verändern // Krista Burger
Den Blick verändern. Perspektivwechsel in der Stadt
Kurz anhalten, umdrehen, drei Schritte nach rechts, noch einmal hinsehen – schon eine kleine Änderung der Perspektive macht oft einen anderen Blick auf das Geschehen möglich. Im Workshop wird das Ausstellungsobjekt »Stadt« spielerisch erkundet und eine Perspektivenveränderung versucht. Welche überraschenden Möglichkeiten für Projekte, Partnerschaften und Interventionen bietet die eigene Umgebung? Was haben wir übersehen? Wo lohnt es, den Blick hin zu lenken? Der Workshop lud dazu ein, die Umgebung und Altbekanntes anders als gewohnt zu betrachten.
Die bildende Künstlerin Krista Burger interessiert sich für Architektur und den Einfluss der Menschen auf Landschaften. Sie entwickelt ihre Arbeiten stets in enger Beziehung zum jeweiligen Kontext.
Mehr zu Krista Burger unter kristaburger.nl
#2 Ideen-Maschine // Christian Lagé, Julia Schlüter, anschlaege.de
Ideen-Maschine. Vom ersten Geistesblitz zur belastbaren Projektskizze
In 45 Minuten von der leisesten Idee zum denkbaren Projekt? In der Ideenmaschine erschufen die Teilnehmenden mittels assoziativer Wort- und Gedankenketten in Teamarbeit neue, verblüffende Ideenansätze. In einem zweiten Schritt wurden diese verdichtet, um aus Ideen konkrete Maßnahmen und Handlungsempfehlungen abzuleiten.
anschlaege.de ist eine Agentur für Kommunikation, Design und »Forschung« und der experimentierfreudigen Suche nach neuen sowie wirksamen Kommunikationslösungen.
Mehr unter anschlaege.de
#3 Partner finden // Marco Clausen, Prinzessinnengarten, Elizabeth Calderón Lüning, common grounds e.V.
Partner finden.Beteiligung neuer Gruppen ausprobieren
Das große Mitmachen: Partizipation ist zum gefeierten Moment geworden, verbunden mit großen Hoffnungen und gleichzeitig unterschätzt. Wie geht man mit Ergebnisoffenheit und Kontrollverlust um, wenn Zeit drängt und Resultate gefordert sind? Wo liegen echte Chancen?
Der Workshop näherte sich in Form eines Rollenspiels den Herausforderungen und Möglichkeiten, die wirkliche Zusammenarbeit bergen kann.
Elizabeth Calderón Lüning ist Politologin, Mitgründerin von common grounds e.V. und der Nachbarschaftsakademie. Sie unterstützt städtische Initiativen bei der Entwicklung von partizipativen Organisationsstrukturen.
Marco Clausen ist Historiker, Mitbegründer der Prinzessinnengärten und der Nachbarschaftsakademie. Ihm liegt am Aufbau von Schnittstellen zwischen Bottom-Up-Projekten, Politik, Kunst und Wissenschaft.
Mehr zu den Prinzessinnengärten unter prinzessinnengarten.net und zur dort angebundenen Nachbarschaftsakademie unter www.nachbarschaftsakademie.org
Mehr zum common grounds e.V. unter common-grounds.net
#4 Veränderung ermöglichen // Dorothee Heidhues, denkmodell
Veränderung ermöglichen. Von der Projektstruktur zum Wandel der Organisation
Was kommt nach dem nächsten Projekt? Wohin die Energie lenken? Eingespannt zwischen ökonomischen Zwängen und großem Legitimationsdruck gelingt es im Alltag kultureller Institutionen zu selten, über das jeweilige nächste Projekt hinaus zu planen. Dabei ist die Herausforderung groß, neben der Projektlogik die eigene Organisation stetig weiter zu entwickeln, um sie stabil und wirksam zu halten. Veränderung jedoch ist erlernbar, der Workshop stellte einen ersten Einstieg dar.
Dorothee Heindhues ist studierte Juristin und als Organisationsberaterin tätig. Sie unterstützt Kunden aus der Privatwirtschaft, dem Non-Profit-Sektor sowie der Öffentlichen Hand, die sich den Herausforderungen von Veränderung stellen wollen.
denkmodell berät Organisationen und die Menschen, die sie prägen. Die Mitarbeiter begleiten Veränderungsprozesse und helfen, neue Möglichkeiten zu erschließen.
Mehr zur Agentur denkmodell unter denkmodell.de
#5 Aufmerksam für das Gewöhnliche // Sven Klomp
Aufmerksam für das Gewöhnliche. Eine Ausstellung über einen Weg durch die Stadt
Normalerweise besucht man eine fertig eingerichtete Ausstellung. In diesem Fall brachten die Teilnehmenden die Exponate selbst mit und erzählten deren Geschichte. Auf einem Spaziergang sammelte die Gruppe Eindrücke und Objekte. Jeder Teilnehmende wählte eins seiner „Ereignisse“ und verortete es auf einer Linie, die den Weg markierte. Die Mitwirkenden präsentierten ihr eigenes „Objet trouvé“. Sie setzten es in Beziehung zu den anderen, zum Fundort Stadt und zur abstrakten Form der Linie. Die Linie bildete das Spielfeld für die Gemeinschaft. Sie forderte die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden füreinander und förderte die Gruppenidentität.
Sven Klomp inszeniert Ausstellungen und ist aufmerksam für das Gewöhnliche. Er ist Dipl. Ing. für Architektur FH. Er arbeitete als Szenograf, Dozent und Projektleiter und betreute und realisierte zum Beispiel über fünf Jahre das Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost. Er ist Regionalleiter des Verbandes der Ausstellungsgestalter in Hamburg. Immer ist ihm die Teilhabe und Mitwirkung des Publikums das Wichtigste.
Mehr unter svenklomp.de
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