Projektbeschreibung
Der „Tanzkongress“, den die Kulturstiftung des Bundes von 2006 bis 2022 an sechs verschiedenen Orten (Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Hannover, Dresden und Mainz) ausgerichtet hat, war internationales Spartentreffen, publikumswirksames Festival und interdisziplinäre Forschungsstätte zugleich. Nach dem Wechsel der künstlerischen Leitung 2023 hat die Kulturstiftung des Bundes Gespräche mit Vertreterinnen der Tanzszene geführt, um ein Konzept für die Zukunft zu entwickeln. Aus diesen Gesprächen ist nun die Tanztriennale entstanden. Diese wird gemeinsam mit einem starken städtischen Partner realisiert und soll aktuelle Tendenzen des zeitgenössischen Tanzes sichtbar machen, neues Publikum gewinnen und den Fachaustausch innerhalb der Sparte ermöglichen. Eine eigenständige künstlerische Leitung wird durch einen internationalen Findungsprozess bestimmt. Zudem liegt ein besonderes Augenmerk darauf, die verschiedenen Szenen im Tanz zusammenzuführen, die sich – vom Urban Dance über zeitgenössische Ästhetiken bis zum klassischen Ballett – zuletzt weiter ausdifferenziert haben.
Die Förderung als „Kultureller Leuchtturm“ der Kulturstiftung des Bundes wird es ermöglichen, längerfristige Kooperationen von Profis und Laien oder zwischen den unterschiedlichen Richtungen des Tanzes zu entwickeln – so können beispielsweise Tänzerinnen des Urban Dance oder Artisten des Nouveau Cirque mit klassischen Choreografinnen und Choreografen zusammenarbeiten. Die Tanztriennale soll 2026 erstmals stattfinden, der Austragungsort ist die Freie und Hansestadt Hamburg. Der Ort wurde durch eine bundesweite Ausschreibung ermittelt.
Künstlerische Leitung
Die Tanztriennale – der neue Kulturelle Leuchtturm für die Sparte Tanz – geht mit einer Doppelspitze in die erste Ausgabe 2026. Als Künstlerische Leitung hat die internationale Findungskommission in ihrer Sitzung am 14. September 2024 die Dramaturgin Monica Gillette und die Tanz-Kuratorin Gwen Hsin-Yi Chang ausgewählt. Gillette und Chang sollen der Tanztriennale ein Profil für die gesamte Tanz-Community geben, vom klassischen Ballett über zeitgenössische Ästhetiken bis zum Urban Dance und anderen Stilen. Dafür entwickeln sie ein Programm aus Tanz-Produktionen, künstlerischen Projekten für Profis und Laien sowie Formaten, in denen sich die vielfältigen Tanz-Szenen vernetzen können.
Biografie Monica Gillette
Monica Gillette arbeitet derzeit als Dramaturgin für das Tanzhaus Zürich und forscht im Auftrag des European Dance Development Network (EDN). Sie absolvierte eine klassische Ballettausbildung in den USA und sammelte vielfältige Erfahrungen im zeitgenössischen Tanz in Europa, zuletzt im Ensemble des Theater Freiburg. Neben ihrer Tätigkeit als Dramaturgin hat sie sich anschließend auf internationale Projekte spezialisiert, die Tanz mit sozialem Engagement und kulturellem Austausch verbinden. Zuletzt war sie an mehreren europäischen Tanz-Projekten beteiligt, etwa „Migrant Bodies/Moving Borders“, „Empowering Dance“ oder „Dancing Museums – The Democracy of Beings“.
Biografie Gwen Hsin-Yi Chang
Gwen Hsin-Yi Chang hat sich auf spartenübergreifendes künstlerisches Arbeiten spezialisiert und bringt als Kuratorin Erfahrungen aus mehreren Projekten im Bereich Tanz mit. Sie war Gastkuratorin des Tanzkongresses 2022 in Mainz und leitete die Abteilung für internationale Partnerschaften am Nationalen Kunst- und Kulturzentrum Weiwuying (Kaohsiung, Taiwan), die Taiwan Dance und Weiwuying Circus Platforms. In Luxemburg initiierte sie AxE Arts Europa, ein Netzwerk für künstlerischen Austausch in den Darstellenden Künsten. Chang ist Partnerin in der europäischen Tanz-Plattform Aerowaves und Mitglied im Steuerungsgremium des Circus Asia Network.
Statement der Findungskommission
Auf die Künstlerische Leitung konnten sich sowohl Teams als auch Einzelpersonen bewerben. Aus allen Bewerbungen hat sich die internationale Findungskommission einstimmig für die Berufung von Monica Gillette und Gwen Hsin-Yi Chang ausgesprochen:
„Monica Gillette und Gwen Hsin-Yi Chang überzeugten mit ihrer breiten internationalen Erfahrung und ihrem tiefen Verständnis für unterschiedliche Tanzstile, sei es Ballett, Funk, Hip Hop, Club Styles oder zeitgenössischer Tanz. Ihr Konzept verspricht, den Tanz in all seinem Potenzial sichtbar zu machen und die Stärken der erfahrenen Hamburger Institutionen mit globalen Perspektiven und neuen Impulsen aus der freien Tanzszene zu verbinden. Durch aktive Community-Arbeit, auch vor und nach der Tanztriennale, öffnen sie das Format und schaffen damit die Grundlage für ein dynamisches, relevantes Programm, das die vielgestaltige Tanzszene in Deutschland – von Amateur*innen bis zu Profis aus der ganzen Welt – wie auch das Publikum einbezieht. So entsteht ein solidarischer Raum, in dem sich eine neue Dynamik für die gesamte Szene entfaltet und aus dem die Tanztriennale, ein neuer kultureller Leuchtturm für Tanz in Deutschland und international, wachsen kann.“
Mitglieder der Findungskommission: Joy Alpuerto Ritter (Choreografin, Berlin), Bruno Bouché (Künstlerischer Leiter Ballet de l’Opéra national du Rhin, Mulhouse/Frankreich), Serge Aimé Coulibaly (Künstlerischer Leiter Faso Danse Theatre, Brüssel/Belgien und Bobo-Dioulasso/Burkina Faso), Ingrida Gerbutavičiūtė (Intendantin tanzhaus nrw, Düsseldorf), Wanda Puvogel (Tanzdirektorin und Dramaturgin Luzerner Theater/Schweiz)
Beratung der Findungskommission: Michael Freundt (Geschäftsführer Dachverband Tanz Deutschland), Markus Pitz (Amtsleiter Kultur in der Behörde für Kultur und Medien, Hamburg), Katarzyna Wielga-Skolimowska (Künstlerische Direktorin Kulturstiftung des Bundes)
Austragungsort
Als Austragungsort für die Tanztriennale wählte der Stiftungsrat im Juli 2024 die Freie und Hansestadt Hamburg aus. In einem hervorragenden Bewerberfeld setzte sich in der öffentlichen Ausschreibung Hamburg durch mit partizipativen Ideen für die Stadtgesellschaft, anerkannten Tanzinstitutionen und internationaler Strahlkraft. Besonders überzeugte der Ansatz, das hohe Traditionsbewusstsein auf innovative Weise mit dem Engagement ganz neuer Tanzakteure und -kollektive zu verbinden. Mit der Tanztriennale nutzt Hamburg sein großes Potenzial, um genreübergreifend neue Wege für die Zukunft des Tanzes zu erkunden. Der dezentrale Ansatz stärkt die Freie Tanzszene über die Grenzen des Bundeslandes hinaus. Eine Verstetigung am Austragungsort über 2026 hinaus wird angestrebt. Die Kulturstiftung des Bundes fördert die erste Ausgabe 2026 mit bis zu 950.000 Euro, die Stadt Hamburg stellt weitere 600.000 Euro in Aussicht.
Mit ihrer gemeinsamen Bewerbung mit dem Hamburg Ballett und der Ballettschule des Hamburg Ballett, dem internationalen Produktionshaus Kampnagel unter der Intendanz von Amelie Deuflhard und K3 – Zentrum für Choreographie | Tanzplan Hamburg unter der künstlerischen Leitung von Kerstin Evert erweitert die Stadt Hamburg die ästhetischen Grenzen des Tanzes: Hip-Hop- und Black-Dance-Communities werden ebenso Teil der Tanztriennale wie Museen, zeitgenössische Ausstellungsorte oder Einrichtungen der Wissenschaft. Unter der Intendanz von Demis Volpi wird das Hamburg Ballett über die Dauer der Tanztriennale hinaus Impulsgeber sowohl für ein neues Zusammenkommen mit anderen Tanzakteurinnen und -akteuren der Stadt wie auch für die aktive Beteiligung Menschen jeder Altersstufe – ohne oder mit Behinderung. Die Tanztriennale wird breit in der Hamburger Tanzszene verankert sein, erprobt neue Ausbildungsstrukturen und setzt Akzente für einen anderen Umgang mit Diversität. Zudem stellt sie einen Zusammenhang her zwischen künstlerischer Praxis und wissenschaftlicher Forschung auf den Feldern von Medizin und Gesundheit.
Die Entscheidung über den Austragungsort der Tanztriennale traf der Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes am 11. Juli 2024. Alle Stiftungsratsmitglieder mit enger Beziehung zu jeweils einer der Bewerberstädte verzichteten vollständig auf ihre Teilnahme am Auswahlverfahren.
Termine
Aktuell keine bevorstehenden Termine
Vergangene Termine
19. Januar, 2024 : Digitale Informationsveranstaltung in deutscher Sprache
10:00 – 11:00 Uhr
18. Januar, 2024 : Digitale Informationsveranstaltung in englischer Sprache
14:30 – 15:30 Uhr