Echte Kunst? Zum ästhetischen Status von Original, Kopie und Fälschung
Tagung im Rahmen der Veranstaltungsreihe Philosophie:Kunst 2009-2011 – eine Kooperation der Kulturstiftung des Bundes und der Ludwig-Maximilians-Universität München
Ob postume Güsse der Plastiken des Künstlers Hans Arp oder fragwürdige Provenienzen von Werken Amedeo Modiglianis wie sie im letzten Jahr im Rahmen der großen Bonner Retrospektive aufgetaucht sind – in regelmäßigen Abständen erschüttern Skandale um fälschlicherweise als ‚echt’ deklarierte Meisterwerke den Kunstbetrieb und die Erwartungshaltung des Museumspublikums. Dabei ist die Geschichte des Fälschens so alt wie die Geschichte der Kunst selbst und reich an Beispielen, bei denen das meisterliche Kopieren von Originalen den Ruhm etwa eines Michelangelos mitbegründete. Vom „Fälschen in der Kunst“ spricht man dann auch erst seit dem 19. Jahrhundert, mit Beginn eines modernen, bürgerlichen Kunstverständnisses, das Kunst nicht zuletzt als populäre Wertanlage erkannte.
Die Tagung in Kooperation mit dem Staatlichen Museum Schwerin stellte sich dem komplexen Thema aus philosophischer Perspektive: Warum wollen wir im Allgemeinen das Original und nicht die Kopie oder die Fälschung sehen? Würde eine perfekte Kopie oder Fälschung nicht genauso unseren Ansprüchen genügen können? Was sind andernfalls die wesentlichen Eigenschaften eines Kunstwerks, die es von seiner Kopie oder Fälschung unterscheiden?
In den Schweriner Sammlungen bieten sich vielfältige Anknüpfungspunkte für dieses Thema: sie besitzen neben weltberühmten Meistern der niederländischen Malerei über Skulpturen Ernst Barlachs bis zu bedeutenden Vertretern der zeitgenössischen Kunst einen herausragenden Duchamp-Werksatz. Mit seinen Ready-mades kritisiert Marcel Duchamp den traditionellen Originalitätsbegriff in einer Konsequenz wie kein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts.
Die Tagung fand im Rahmen der Konferenz-Reihe Philosophie:Kunst statt, die die Ludwig-Maximilians-Universität München zusammen mit fünf Museen in Deutschland veranstaltet. Weitere Stationen sind München und Bonn. Ziel des Projekts ist es, aktuelle Fragen der Kunst in einer möglichst klaren und verständlichen Sprache zu erörtern. Dabei sollen die Methoden und Begriffe der analytischen Philosophie für das Verständnis zeitgenössischer Kunst fruchtbar gemacht werden.
Projektverantwortliche:
Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin und Prof. Dr. Jakob Steinbrenner
Lehrstuhl für Philosophie IV, Ludwig-Maximilians-Universität München
Kontakt
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