„Die Kultur hat das Potenzial, mit den rasanten Veränderungen in der Gesellschaft Schritt zu halten.“ Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, sieht ein großes Verantwortungsbewusstsein in den Kulturinstitutionen, den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden. „Wir erleben einen positiven Wachstumsschub“, der sich in einem großen zivilgesellschaftlichen Engagement großer und kleiner Einrichtungen im ganzen Land zeige. „Die Rolle der Kultur ist gegenwärtig so unbestritten wie selten zuvor.“ Deshalb müsse alles dafür getan werden, dass die Institutionen ihre Aufgaben ohne Einschränkungen wahrnehmen können.
Die Kulturstiftung des Bundes könne auf jahrelange Erfahrung mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen zurückgreifen und sei deshalb für die gegenwärtige Situation bestens präpariert. Sie werde allerdings kein spezifisch auf Flüchtlingsfragen zugeschnittenes Programm auflegen. Stattdessen sollen geeignete Formate für den Zusammenhalt der Stadtgesellschaften entwickelt werden, damit die gesamte Gesellschaft profitiere. „Wir alle brauchen Hilfe“, sagte Völckers.
Einen Schwerpunkt setzt die Kulturstiftung des Bundes weiterhin auf das Thema „Museen verändern“: Wie müssen sich Museen im Blick auf ein zukünftiges Publikum verändern, wie können sie den Herausforderungen der Globalisierung begegnen? Mit ihrem Programm „Fellowship Internationales Museum“ sollen Museen in Deutschland dazu angeregt werden, ihre Themen, Arbeitsweisen und Ausrichtungen zu internationalisieren. Das bis 2018 laufende Programm ermöglicht Museen, hochkarätige Nachwuchswissenschaftler/innen und Kurator/innen aus aller Welt an ihren Häusern zu beschäftigen. Weiterhin zielt das Programm darauf, die interkulturelle Kompetenz innerhalb deutscher Museumseinrichtungen zu verbessern und internationale Netzwerke von Wissenschaftlern, Kuratoren und Museologen zu stärken.
Die Geschichte der Kunst unter Rückgriff auf ihre Sammlungen in einer globalen Perspektive neu erzählen werden zwei große Ausstellungsprojekte im Jahr 2017: Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen („Museum Global“) im Düsseldorfer K20 sowie die Neue Nationalgalerie Berlin („Globale Resonanzen“ (öffnet neues Fenster)) im Hamburger Bahnhof arbeiten an einem neuen Kanon ihrer Sammlungen, der den europäisch, westlich geprägten Blick auf die Moderne auf den Prüfstand stellt.
Stadtmuseen sollten sich wieder stärker als Gemeinsinn und Identität stiftende Institutionen in der Stadt profilieren können. Der Fonds „Stadtgefährten“ (öffnet neues Fenster) fördert eine solche Entwicklung in Städten mit bis zu 250.000 Einwohnern. Ziel des Fonds ist es, Experimente zu unterstützen, die die Stadtgesellschaft zur Mitwirkung an der Museumsarbeit animieren und das Hineinwirken des Museums in die Stadt erproben.
50 Mio. Euro hat die Kulturstiftung des Bundes allein im Jahr 2015 für neue Programme und Förderprojekte veranschlagt, die in diesem und den kommenden Jahren realisiert werden.
Dazu gehören das „RomArchive“ (öffnet neues Fenster), ein internationales digitales Archiv, in dem Sinti und Roma von ihrer Kunst und Kultur erzählen. Sichtbar und zugänglich wird der Reichtum einer jahrhundertealten und bis in die Gegenwart überaus lebendigen wie vielseitigen künstlerischen und kulturellen Produktion, die eng mit der europäischen verwoben ist. 2018 geht das von der Stiftung Deutsche Kinemathek technisch umgesetzte Archiv online. (3,8 Mio. Euro)
Aus Anlass des einhundertjährigen Bestehens des Bauhaus fördert die Kulturstiftung des Bundes mit 16,5 Mio. Euro ein umfang- und facettenreiches Programm „Bauhaus 2019“ (öffnet neues Fenster) an den Bauhaus-Standorten, in dem das historische Erbe, die internationale Wirkung und die zeitgenössische Relevanz des Bauhaus bundesweit zur Geltung kommen sollen.
Mit dem auf fünf Jahre angelegten Programm „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“ (öffnet neues Fenster) fördert die Kulturstiftung des Bundes die Weiterentwicklung und Neukonzeption von Kultureinrichtungen im ländlichen Raum. Es gilt, die Lebensqualität im ländlichen Raum durch eine zukunftsweisende kulturelle Infrastruktur zu sichern. In zunächst vier Modellregionen (Oderbruch, Südniedersachsen, Saarpfalz, Schwäbische Alb) entwickeln die Institutionen gemeinsam mit der Bevölkerung Konzepte für eine Transformation ihrer Kultureinrichtungen. (13,5 Mio. Euro)
Im Jahr 2016 wird die Berlin Biennale (öffnet neues Fenster) für zeitgenössische Kunst, die von der Kulturstiftung des Bundes pro Ausgabe mit 2,5 Mio. Euro gefördert wird, ein Highlight der internationalen Kunstszene sein. Das kuratorische Team DIS gab auf der Jahrespressekonferenz erstmals die Hauptausstellungsorte der 9. Berlin Biennale bekannt: die Akademie der Künste am Pariser Platz, die ESMT European School of Management and Technology, eine private Wirtschaftshochschule im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR. Am Landwehrkanal in Kreuzberg wird ein ehemaliger Telekommunikationsbunker renoviert und die Feuerle Collection beherbergen, das Fahrgastschiff Blue-Star der Reederei Riedel dient als Ausstellungsort und Ort für Veranstaltungen und Performances, die KW Institute for Contemporary Art stehen für das historische Erbe der Berlin Biennale.
DIS will die Paradoxien greifbar machen, die die Welt im Jahr 2016 zunehmend prägen: das Virtuelle als das Wirkliche, Nationen als Marken, Menschen als Daten, Kultur als Kapital, Wellness als Politik, Glück als Bruttoinlandsprodukt und so weiter: „Lasst uns die Probleme der Gegenwart dort aufzeigen, wo sie geschehen, um sie so – anstatt zum bloßen Objekt der Betrachtung – zu einem Handlungsgegenstand zu machen.“